Bei Filmen mit eingebauter Kontroverse ist stets Skepsis angesagt. Vor allem gegenüber medial aufgebauschten Diskussionen. Bei der letztjährigen Berlinale gab es Demonstrationen gegen FEUERHERZ, die Glaubwürdigkeit des Werks wurde vor allem wegen dessen Vorlage, der gleichnamigen Bestseller-Autobiographie von Senait Mehari, in Frage gestellt. Bei der Recherche zur angeblichen Vergangenheit der Autorin als Kindersoldatin waren Unstimmigkeiten zu Tage getreten. Der Film distanziert sich gleich zu Beginn per Texttafel von der Vorlage. Das nützt ihm allerdings wenig, denn die Verbindung zum Buch ist keineswegs sein größtes Problem.
Erzählt wird die Geschichte der 10jährigen Awet, die, als Baby ausgesetzt, in einem katholischen Kloster im afrikanischen Land Eritrea aufgewachsen ist. Eritrea kämpft seit Jahrzehnten für die Unabhängigkeit von Äthiopien. Awets Vater, ein echter Patriot, holt sie eines Tags zurück in den Schoß der Familie, nur um sie und ihre ältere Schwester bald darauf in das Lager einer militärischen Kampfeinheit zur Unterstützung des eritreischen Freiheitskampfes zu schicken. Die beiden erhalten dort eine harte Ausbildung an der Waffe, die richtige Kampfesideologie soll ihnen eingebläut werden. Doch Awet will den Wahnsinn des Krieges nach dem Anblick mehrerer Opfer auf beiden Seiten nicht mehr mitmachen. Sie boykottiert das Waffentraining und plant schließlich ihre Flucht.
Viel Lärm um erschreckend wenig. Zaghaft und unentschlossen erzählt Regisseur Luigi Falorni Awets Reise in die Düsternis des Krieges. Immerhin ist er darin konsequent, einer Positionierung zum Thema Kindersoldaten auszuweichen. Die kleine Laiendarstellerin Letekidan Micael gibt ihr Bestes, aber ihre Figur funktioniert nicht: Awet verkommt zur Personifizierung moralischen Handels, geopfert wird ihre Kindlichkeit und damit auch die Empathie des Zuschauers. Die Handlung scheint ein Geflecht aus Kompromissen. Der harte Tobak soll bitte nicht auch noch schwer verdaulich sein, sonst laufen einem noch die Mainstream-Zuschauer weg!
Daß so ein Stoff Vorsicht gebietet, versteht sich. Aber statt Samthandschuhen wurden hier Fäustlinge angezogen, das filmische Fingerspitzengefühl ging dabei verloren. So ist FEUERHERZ leider nichts weiter als halbherzig.
D 2008, 89 min
FSK 12
Verleih: Senator
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Darsteller: Letekidan Micael, Solomie Micael, Seble Tilahun, Daniel Seyhoum, Samuel Semere
Regie: Luigi Falorni
Kinostart: 29.01.09
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...