D 2017, 101 min
FSK 16
Verleih: Alamode

Genre: Tragikomödie, Satire

Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Susanne Bredehöft, Jan Pohl

Regie: Jan Henrik Stahlberg

Kinostart: 16.11.17

Noch keine Bewertung

Fikkefuchs

Alles ist durchleuchtet

Das treudoofe Wort vom „Wie der Vater, so der Sohn“ wird hier in seiner reinsten Form reanimiert. Daß Thorben nun tatsächlich aus einer Beziehung mit Gudrun übriggeblieben ist, mag Richard „Rocky“ Ockers nicht recht glauben. Er akzeptiert es einfach. Thorben ist von aufdringlicher Natur. Steht und liegt vor Rockys Wohnungstür in Berlin, weil Papi blockt. Der war einst „der größte Stecher von Wuppertal“, ist heute knapp über 50 und Ex-Ritter sehr trauriger Gestalt. Längst kommt das Knie am Kopfhaar durch, die Wampe beult billige Hemden aus, das, was an der Wupper noch Anmache in Bar und Sauna hieß und wohl auch geklappt hat, ist heute dringlich billig. Und jetzt hat Rocky einen Sohn, der so ist, wie er einst war. Besser: schlimmer.

Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler Jan Henrik Stahlberg wirft in losen Abständen Brachialsatiren mit Alleinstellungsmerkmalen ins deutsche Kino. Zusammen mit Marcus Mittermeier gilt MUXMÄUSCHENSTILL von 2004 noch immer als Höhepunkt einer auf der Schippe gelandeten Gesellschaft, schwärzer als Raben je sein können. Das hatte selbst in den peinlichsten Momenten Pfeffer. Für FIKKEFUCHS nimmt sich Stahlberg „nur“ den Mann als in zwei Generationen versautes Wesen vor. Als fehlgeleitetes wie -interpretiertes Abziehbild, das schwanzgesteuert in Abgründe rast, wechselweise peinlich ist und traurig und hoffnungslos.

FIKKEFUCHS als Film offenbart darin aber kein Verdeck, alle Kernthemen kommen aus offenen Scheunentoren gestürmt. Ein auffälliges Manko! Daß man bald nicht mehr hinsehen mag, weil der Fremdschäm-, Ekel- und Sattheitsfaktor überspannte Größen annimmt, scheint Stahlberg gar zu gern dem Zuschauer in die Schuhe zu schieben. Selbst das ist zu offensichtlich. Statt ertappt fühlt man sich zunehmend genervt. Thorben und Rocky auf Sauf- und Kotztour in der Hauptstadt, Thorben allein zwischen zwei Klapsen-Aufenthalten wegen Pornosucht und versuchter Vergewaltigung, Rocky allein in einer Selbsthilfegruppe für plüschige Kerle, die zu echten werden sollen, Thorben beim Autosex mit einer ausgestellt dicken Prostituierten, Sprüche wie „Einem Mercedes ist die Vorfahrt eingebaut, alleinstehenden Müttern der Vorwurf“ – deutlich unkorrekt, alarmierend unflätig, aber eben viel zu schnell durchleuchtet.

Nicht, daß wir uns falsch verstehen: Kino darf das und soll das. Unbedingt! Wenn es richtig gut gemacht ist.

[ Andreas Körner ]