Originaltitel: FISHERMANS FRIENDS: ONE AND ALL
GB 2022, 112 min
FSK 12
Verleih: Splendid
Genre: Tragikomödie, Musik
Darsteller: James Purefoy, Fiona Button, Richard Harrington
Regie: Meg Leonard, Nick Moorcroft
Kinostart: 24.08.23
„Vom Kutter in die Charts“ – so passend putzig faßte die deutsche Verleih-Unterzeile die Handlung zu FISHERMAN´S FRIENDS zusammen. 2019 war das. Für die Fortsetzung entschied man sich für einen nachdenklicheren Slogan: „Eine Brise Leben“ wird in diesem versprochen.
Daß so eine Brise einem gelegentlich recht steif um die Nase weht, weiß man ja. Auch die Fisherman´s Friends, der kernig-herzige Shanty-Chor aus Port Isaac an der Küste Cornwells, muß das erfahren. Dabei lief es doch erst mal wirklich gut, seitdem ein großes Plattenlabel die Fischköppe unter Vertrag nahm (siehe Teil 1). Doch beim Klabautermann! Schon ein Jahr nach dem Überraschungserfolg ihres Debütalbums hat sich die Truppe auf die Sandbank manövriert. Denn den heimtückischen Gewässern des Ruhms sind die bodenständigen, singenden Seebären nicht gewachsen. Desorientiert im Umgang mit den Medien und insgesamt etwas überfordert, eskaliert die Situation derart, daß die Plattenfirma kurz vor Veröffentlichung des zweiten Albums die Taue kappt. Und dann ist ja auch noch Jago gestorben, der gute alte Geist der Sangestruppe und Vater von Bandchef Danny.
Schiffbruch also? Das Ende vom Lied? Natürlich nicht! Und so ist folglich auch gar nicht das Problem, daß FISHERMAN´S FRIENDS 2 das Seemannsgarn von den Seemännern mit den Goldkehlchen als Wiederaufstehmännchen-Mär spinnt. Das Problem ist die manchmal etwas gedimmte Routine, mit der das geschieht. Was Witz, Esprit und Charme angeht, herrscht hier bisweilen Flaute. Die berühmten „wahren Begebenheiten“, auf denen das Ganze beruht, will man dafür nicht in die Pflicht nehmen. Nick Moorcroft und Meg Leonard schon. Zeichneten die für Teil 1 noch als Drehbuchautoren verantwortlich, haben sie jetzt auch die Regie übernommen. An der vor allem aber scheitert dann FISHERMAN`S FRIENDS 2. Denn statt jenes entspannten Durch-die-Handlung-Segelns, das 2019 noch Regisseur Chris Foggin mit leichter Hand hinbekam, herrscht jetzt eher behäbiges Paddeln. Vielleicht hätte dagegen tatsächlich eine Brise Leben gutgetan, nur ein wenig mehr Charakterzeichnung statt Abziehbildermalen. Bleibt die gute Nachricht: Ihre Lieder singen die Jungs immer noch toll. Und das sogar beim großen Glastonbury-Festival, dem Happy-End-Hafenbecken, in das die Handlung zielsicher einläuft.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.