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Flickering Lights

Blutig-amüsantes Märchen einer Läuterung

Wenn man zum vierzigsten Geburtstag von den Kollegen eine Knarre geschenkt bekommt, hat man im Leben etwas falsch gemacht. Torkild hat es satt. Ein Zigarettendeal ging daneben, seine Freundin hat jemanden kennengelernt, und der Finne will endlich Geld sehen. Als er und seine drei Kumpanen beim nächsten Auftrag wieder in Schwierigkeiten geraten, nutzen sie die Chance zur Flucht. Mit dem geklauten Geldkoffer soll es nach Barcelona gehen - einige Kilometer weit werden sie nur kommen, denn Anders Thomas Jensen führt sie an einen magischen Ort: ein verfallenes Gasthaus - hinten Wald, vorne See - wird zur Herberge ihrer schier märchenhaften Katharsis. Jensen, Autor von IN CHINA ESSEN SIE HUNDE, Co-Autor von MIFUNE, OSCAR-geehrt für den Kurzfilm ELECTION NIGHT, erfindet in seinem Spielfilmdebüt gleich vier schräge Verbrecher-Psychogramme, die er mit Witz und Biß an Freud & Co anlehnt.

Traum- und Erinnerungssequenzen führen zurück in die semmelblonde Kindheit der Vier, zeigen die surrealen Ursprünge einer fehlgeschlagenen Sozialisation, in denen angemalte Äpfel und die erste verbotene Zigarette zum Zeichen seelischer Schädigungen werden. Traurig wäre das, hätte Jensen nicht auch an die passende Therapie gedacht. Unter der Direktive "Unser Heim soll schöner werden" machen sich ein Müder, ein Verfressener, ein Kokssüchtiger und ein Schießwütiger mit ehrlicher Arbeit und bürgerlichen Träumen bekannt und die verrottete Restauration (fast) zu einem Gourmet-Tempel. Der Weg dorthin ist gepflastert mit ruppiger Männervertraulichkeit und unwillkürlichen Gewalt-Eruptionen, in denen ein unglückliches Zwei-Mann-Überfallkommando, Stefans nachgereiste, Nerven zersetzende Freundin, weidende Kühe und schließlich auch der brutale Finne zu Schaden kommen.

Die aus sämtlichen Dogma-Filmen zusammengecastete Typenparade suhlt sich genüßlich in wunderbar altmodischer OLSEN BANDE-Romantik und paddelt durch Tarantino-Blutlachen - nicht immer appetitlich, manchmal poetisch und durchweg erheiternd.

[ Sylvia Görke ]