D 2017, 81 min
FSK 18
Verleih: REM
Genre: Erotik, Science Fiction
Darsteller: Bishop Black, Kristina Marlen, William E. Morris
Regie: Shu Lea Cheang
Kinostart: 16.11.17
Menschheitsbefreiung war gestern, im Morgen geht´s um Wichtigeres. „Befreit die Körperflüssigkeiten!“ ist da etwa im Jahr 2060 so etwas wie der revolutionäre Slogan der Stunde, also des Zeitgeistes. Und der fällt jetzt wiederum in einem Werk des Zeitgeistes anno 2017, in einem Stück ambitionierter Gegenwartskunst, das den Namen FLUIDø trägt und bei aller Gegenwärtigkeit wie auch allem Zeitgeist-Diskursgequatsche, das sich hier geradezu lüstern anbietet, im Kern erst einmal eins ist: ein Porno mit Handlung. Also eine zumal im heutigen Kontext geradezu bürgerliche Angelegenheit.
Ins Jahr 2060 führt die wie gesagt. Die gute Nachricht für die Zukunft: Die Welt ist von AIDS befreit. Die schlechte: Bei einigen Menschen ist das Virus zu einem Gen mutiert, aus dem sich eine Droge herstellen läßt, ein supergeiles und voll angesagtes Rauschmittel („das weiße Pulver des 21. Jahrhunderts“), das man – und da liegt der, sagen wir mal, philosophische Kniff des Films – aus im Pornometier einschlägig favorisierten Körperflüssigkeiten gewinnt.
Weshalb man dann in FLUIDØ auch ausgiebig Männer bei der Arbeit, das heißt beim Masturbieren, sieht, gefesselt an ein Kabelsystem in sterilstem Ambiente und angehalten von einer scharfen Drag-Queen, die die Jungs etwa mit einem ins Ohr gehauchten „Produziere, Darling, produziere!“ motiviert. Was noch eine der gelungeneren Szenarien ist, auch wenn die Kamera dabei mitunter wie paralysiert auf die Schwänze starrt, also ziemliche Langeweile verbreitet.Als wäre, um ein wenig im Bild zu bleiben und wenigstens einen der Kalauer zu verbraten, die sich hier aufdrängen, die in Taiwan geborene Mediakünstlerin Shu Lea Cheang, die FLUIDØ verantwortet, das knuffige Kaninchen, das hypnotisiert vor einer Heerschar Schlangen auf die Befreiung der Körperflüssigkeiten wartet.
Und bevor sich hier jetzt weitere potentielle Zuschauer ausgegrenzt fühlen: Auch weibliche Genitalien werden ausgiebig vorgeführt, wenn auch freilich eher im Transgender-Queer-SM-etc.-Kontext der etwas anderen Schönheitsideale. Was fraglos in Ordnung geht, aber auch nichts daran ändert, daß FLUIDØ inhaltlich wie formal ziemlich schnell abschlafft. Seltsam, wie steril das alles wirken kann, wie bieder auch. Stimulierend (intellektuell, sexuell und überhaupt) dann wohl doch eher nur für die diskusgestählten (kein Kalauer!) Konsumenten der anvisierten Zielgruppe.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.