Es ist die Zusammenkunft zweier Ikonen des Hongkong-Kinos und erscheint zunächst wie die Erfüllung unzähliger Fangebete an den großen Kung-Fu-Meister über den Wolken: Jet Li und Jackie Chan Seite an Seite in einem Film. Doch was um 1990 noch die Größenordnung eines abendländischen Schulterschlusses von Stallone und Schwarzenegger gehabt hätte, löst heute – nach den durchwachsenen Karrieren beider Superstars in US-Produktionen – nicht mehr ganz diese Euphorie aus. Jackie Chan hampelte sich unlängst im lächerlichen High-Tech-Smoking neben Jennifer Love Hewitt einen ab, und bei Jet Li hat man mittlerweile auch die Übersicht verloren, neben welchem Rapper oder abgehalfterten Videotheken-Actionstar er zuletzt Tritte verteilte.
Allerdings bietet FORBIDDEN KINGDOM beiden Actionhelden genau den richtigen Balsam für die leicht geschundenen Staregos. Beide haben in Rob Minkoffs Fantasykomödie gleich Doppelrollen abbekommen und dürfen sich in einem Universum der Selbstzitate und Kung-Fu-Film-Reminiszenzen austoben, voller perfekt choreographierter Kampfsequenzen und selbstironischer Persiflagen.
Die Geschichte um den schüchternen Teenager Jason, einen besessenen Kung-Fu-Filmfan, der sich nach einem Sturz plötzlich im alten China wiederfindet, ist eine gewiefte Kreuzung aus LAST ACTION HERO, DIE CHRONIKEN VON NARNIA und KARATE KID. Jason muß an der Seite des betrunkenen Landstreichers Lu Yan den Kampfstab des sagenumwobenen Affenkönigs zurück in dessen Besitz bringen, und damit die Herrschaft eines bösen Kriegsherrn beenden. Auf der Reise wird Jason vom Weichei zum Krieger und kann bei seiner Rückkehr in die Realität den gemeinen Schulschlägern endlich eine schmerzhafte Lektion erteilen.
Man mag es konsequent nennen, daß der Film an vielen Stellen rücksichtslos mit Kitsch und Klischees hantiert, so wie es eben auch die vielen Bezugsfilme tun. Dennoch ist es an mancher Stelle zu viel des Trivialen, speziell die Liebesgeschichte zwischen Jason und der jungen Kriegerin Golden Sparrow übertreibt es etwas mit der Schmonzettenästhetik. Sei’s drum, ein unterhaltsamer Spaß ist die Vereinigung der beiden Kung-Fu-Schwergewichte Chan und Li allemal, wobei die 8- bis 14jährigen und eingefleischte Matial-Arts-Fans die meiste Freude haben dürften.
Originaltitel: THE FORBIDDEN KINGDOM
USA/China 2008, 113 min
FSK 12
Verleih: Central
Genre: Eastern, Komödie
Darsteller: Jackie Chan, Jet Li, Michael Angarano, Yifei Liu, Collin Chou
Regie: Rob Minkoff
Kinostart: 16.04.09
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...