Manchmal sieht man ja Filme, ob derer man denkt: Mensch, es kann so einfach sein, die Adrenalin-Pumpe anzuwerfen, eine Story lässig fingerschnippend über die Leinwand zu treiben und dabei Spaß und Spannung zu bereiten. Kurz: gut zu unterhalten. FREE FIRE ist genau so ein Film. Und schon dessen Plot ist ja im Grunde an Einfachheit nicht zu toppen. Man kann ihn tatsächlich in zwei Sätzen schildern: Ein Haufen finsterer Kerle plus Quotenfrau als (optischer) Lichtblick wollen in einer verlassenen, weiträumigen Werkhalle einen Waffendeal abziehen. Was schnell aus dem Ruder zu laufen beginnt und in einem aufpeitschend bleihaltigen Blutbad mündet.
Mehr ist es erst einmal nicht, was Regisseur Ben Wheatley in FREE FIRE zeigt. Aber ums „Was“ geht’s ja eh nie wirklich. Das „Wie“ ist wichtig. Und weil Wheatley das weiß, macht er auch in FREE FIRE alles richtig. Das heißt, er läßt die kleine, simple Grundkonstellation der Story bald im Wortsinn explosiv aus allen Nähten platzen – und aus allen Rohren feuern sowieso.
Und das meint jetzt eben nicht nur die wahrlich harsche, knarzige, schmutzige, schonungslose Action, sondern vor allem erst einmal dieses Sammelsurium an verschiedensten Gangstertypen, von denen jeder Einzelne seinen genau gezeichneten Charakter inklusive Kleidungsstil, Gestik, Sprachintonation maßgeschneidert bekommen hat. Daß die Handlung im Massachusetts des Jahres 1978 spielt, sorgt dabei für weitere hübsche atmosphärische Details, die FREE FIRE trotz aller dezidierten Zitate und Verweise auf einschlägige Kinovorbilder eine ganz eigene Anmutung verleihen.
Zu der natürlich dann auch jener grinsende Ingrimm gehört, ob dessen es in dieser Story auch den (eventuellen) Sympathieträgern nichts nutzt, (eventuelle) Sympathieträger zu sein. Also nicht, daß es irgendjemand von den Männern in FREE FIRE wirklich darauf anlegen würde. Und was die Frau in der Runde angeht, so verfügt die bezüglich IQ und Aussehen fraglos über ein paar entscheidende Pluspunkte, rangiert zugleich aber ob ihrer moralisch-ethischen Qualitäten absolut gleichberechtigt auf dem Level der männlichen Kollegen. Feminismus im Machismo-Format. Und ja: Das ist gut so. Auch, weil das nichts garantiert in diesem Spiel auf Leben und Tod. Also abgesehen vom sarkastisch-garstig-bösen Spaß, den es dem dafür empfänglichen Zuschauer bereiten mag.
Originaltitel: FREE FIRE
GB/F 2016, 90 min
FSK 16
Verleih: Splendid
Genre: Action, Thriller
Darsteller: Brie Larson, Cillian Murphy, Armie Hammer
Regie: Ben Wheatley
Kinostart: 06.04.17
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.