D/Österreich 2007, 129 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Komödie, Satire
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie Gambard, Milan Peschel
Regie: Hans Weingartner
Kinostart: 15.11.07
Der Auftakt ist in der Tat ziemlich furios: Moritz Bleibtreu schaltet - wie nur er es kann - diese Frecherjungekoksfresse ein, rast mit ordentlich Pulver in der Nase und Zorn im Tank durch Berlin und zertrümmert vor deppert dreinschauenden Nazihohlbirnen seinen nicht ganz preiswerten Jaguar. Alles klar: der Mann hat Wut. Vor allem auf sich selbst, weil er zwar schön Kohle macht, mit dem was er tut, doch Geld ist selbst in turbokapitalistischen Zeiten Ersatz für vieles, doch eben nicht für alles. In Rainer, diesem Paradebeispiel eines jungen, snobistischen, hochkatapultierten Fernsehproduzenten, dämmert es also bereits, daß er kein guter Mensch ist, weil er nichts Gutes verkauft.
Er trimmt mit seinen flachen Shows den Zuschauer auf ein höriges, vom Schlankheitswahn und Nullinfos zerfressenes Wesen. Nein, das kann nicht alles gewesen sein, man denke mal an all die klugen Köpfe, die in Film und Fernsehen Deutschland ein doch so prächtiges Gesicht gegeben haben, mit Faßbinder soll nur einer von ihnen genannt werden. Der moderne Rainer steigt aus und will die Revolution. Seine Maxime, daß man halt so lange Gutes zeigen müsse, bis die Menschen nur noch Gutes wollen, ist von betörender Schlichtheit, und schließlich muß er mit einem - und das sind dann auch die witzigsten Momente im Film - absurd zusammengecasteten Hartz-IV-Ensemble die Quoten beeinflussen. Ihm zur Seite und im Prinzip treibende Kraft im Umdenken des neuen R. steht eine junge Frau, die mit dauergesenktem Kopf Schuld zuweist, denn Rainer hatte einst in einer Show eine Falschauskunft über das Doping im Schwimmtraining gesendet, worauf sich ein Trainer das Leben nahm. Der Opi der jungen Pegah ...
Da greift natürlich ein Übermaß an spontaner Gutmenschelei, das ist eine komplette Ebene zu viel, und eine Denke zu simpel, weil sich dann Weingartners Revoluzzergeist per Eigentor im Nichts auflöst. Denn wie sollen wir - die gutgläubigen Zuschauer - nach Gutem verlangen, wenn einem in solchen Konstellationen doch nur Banales geboten wird? Dabei ist dem ganzen Ansinnen durchaus Sympathie anzutragen: das gebührenfinanzierte Fernsehen verschachert seinen Kulturauftrag an Volksmusikflachzangen wie Florian Silbereisen, das werbeabhängige Fernsehen ist und macht in der Tat nachweislich blöd, was gar nicht anders sein kann, wenn am Ende eines noch jeden durch unzählige Werbepausen zerstückelten Fernsehabend nur schnöder Absatz von Autos, Versicherung und Damenbinden eine Rolle spielt.
Weingartners Attacke auf die ganzen Medien-Zombies mit ihren gleichfrisierten Botox-Schicksen ist auch gut gemeint, aber Schuld wird nicht nur in der schillernden Filmbranche von oben nach unten durchgereicht, das ganze System muffelt beim Tiefentest eindeutig modrig, was an sich kein Grund zur Beunruhigung geschweige denn zur kollektiven Revolte ist. Da ist eben das Individuum gefragt, pervertierte Ellenbogengesellschaften schaffen sogar erst den Freiblick auf das Wesentliche: der Kreis der Freunde und Familie.
In den Mantel einer recht vagen Dramaturgie gehüllt, entlarvt sich Weingartners Utopie und Fast-Revolution schnell als Sturm im Wasserglas, als kindsköpfige Narretei, die sicherlich nicht unsympathisch, aber letztendlich doch nicht mehr als die Eitelkeit eines Filmemachers ist, der sich mit einigem Geschick selbst ans Bein pinkelt.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.