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Frozen Angels

Ihr Kinderlein, kommet, aber schön und schlau!

Bis zu dieser Zukunft ist noch genug Zeit, denkt man sich. Und während man darauf vertraut, daß sich die internationalen Ethik-Räte, sagen wir wegen Schnupfens, immer noch mal vertagen mögen, ist das Malheur längst passiert. Zunächst - das ist die trügerische Hoffnung, mit der uns das deutsch-amerikanische Filmduo Sandig/Black zurückläßt - "nur" in der Gegend um Los Angeles.

Hier boomt die Reproduktionsindustrie, ein prosperierender Markt der Samenbanken und Leihmütteragenturen. Bill Handel, Radiomoderator, eifriger Missionar der Invitro-Fertilisation und Agenturbesitzer in Personalunion, verdankt dieser Industrie zwei Zwillingsmädchen und steigende Gewinne. Bis auf die Juristin Lori Andrews und Doron Blake, den Sohn eines anonymen Samenspenders mit Nobel-Preis, äußern sich die meisten von Sandigs und Blacks Interviewpartnern heillos optimistisch. Darunter eine studierte Blondine, die schon deswegen als Idealbesetzung im Fruchtbarkeitsleasing gilt und sich wegen ihrer Talente als Blasmusikerin wie warme Semmeln unter die Eltern bringen lassen sollte. Andere sind im Eizellencasting vorerst rausgeflogen. Aber Versuch macht kluch, oder?

Ja, Intelligenz ist eine überaus gefragte Mitgift für den Nachwuchs, auf einem guten dritten Platz hinter Blondheit und Fitneß. Das Erschreckende an dieser Dokumentation, die manchmal durchaus noch gequältes Schmunzeln gestattet, ist aber, daß sie eine ans Dümmliche grenzende Sorglosigkeit bloßlegt. Denn auch die Ziellinie im Wettlauf um das allerbeste Kind unterliegt den Gesetzen von Angebot und Nachfrage. Und da möge der allmächtige Markt verhüten, daß irgendeine Rasse einmal völlig aus der Mode kommt. Vorerst bietet die California Cryobank noch alle Samenschattierungen an - allerdings nach Hautfarben vorsortiert.

Sandig und Black zeigen, daß die Science Fiction schon vorgestern begonnen hat, und sie überlassen es den Befragten, den eispendenden "Engeln", den Gen-Technik-Freaks, ganz aus Versehen auch das mitzuformulieren: Engelmacherinnen, Eugenik, Auslese. Als Beweismaterial für die anhaltende Künstlichkeitsdämmerung liefern sie Zwischenbilder eines bläulich-kühlen, verwechselbaren Los Angeles mit Autolichtern und leergefegten Peripherien, die dem Gesprächspuzzle als düsteres Echo nachhallen.

Originaltitel: FROZEN ANGELS

D/USA 2005, 90 min
Verleih: Piffl

Genre: Dokumentation

Stab:
Regie: Frauke Sandig, Eric Black
Drehbuch: Frauke Sandig, Eric Black

Kinostart: 24.11.05

[ Sylvia Görke ]