D 2018, 80 min
FSK 16
Verleih: W-Film
Genre: Dokumentation, Musik
Regie: Lilian Franck, Robert Cibis
Kinostart: 20.06.19
Was vielen Menschen nicht in einem ganzen Leben passiert, macht die junge Amerikanerin Anna Hartley alias Uffie in nur wenigen Jahren durch. Ab 2005 landet sie via Myspace einige Elektro-Pop-Hits, die die internationale Clubszene elektrisieren. Es folgt ein kometenhafter Aufstieg innerhalb der Szene. Mit gerade mal 19 Jahren jettet die Tochter eines Jeansfabrikanten von Auftritt zu Auftritt um die Welt. Uffie nimmt alles mit, was zum Star-Sein dazu gehört: Alkohol- und Drogenexzesse, Zusammenbrüche, eine Entourage von echten und falschen Freunden – ihr Leben eine endlose Party.
Die Anfangsszenen von FUCK FAME fangen dieses Rasen auf der Überholspur sehr eindrücklich ein: Wummernde Elektrobeats zu schnellen Schnitten, eine aufgeheizte Clubatmosphäre und Uffie immer mittendrin, die bei ihren Auftritten alles gibt. Ihr Erfolg scheint weniger in ihren musikalischen Fähigkeiten – sie selbst kokettiert damit, gar nicht singen zu können – als in einer sehr starken Bühnenpräsenz begründet. Zweifelsohne bringt die äußerlich extrem wandelbare Sängerin die Clubs zum Kochen, Live-Abstürze vor Publikum inklusive.
Doch irgendwann hat Anna genug von Uffie und zieht die Reißleine. Sie bekommt sehr jung ein Kind, dessen Vater augenscheinlich keine Rolle mehr in ihrem Leben spielt, und zieht für einen Neuanfang nach Berlin. Aber mit dem Muttersein allein kann sie sich auf Dauer nicht anfreunden und geht wieder auf Tour. Der Teufelskreis aus Ruhm, Exzeß und Absturz beginnt erneut. Rückhaltlos offenbart die junge Frau ihre zerrissene Seele vor der Kamera. Diese (Selbst-)Gespräche geben auch einen sehr erhellenden Einblick in die Strukturen der Musikindustrie, die psychische Erkrankungen wie bei Hartley oft noch verstärken.
Doch bei aller Offenheit Annas – das Filmteam begleitet sie sogar zu Sitzungen beim Analytiker – ist FUCK FAME gleichzeitig eine sehr gezielte Selbstdarstellung, bei der die Grenzen von Dokumentation und Inszenierung verschwimmen. Hartley ist ein Medienprofi und behält stets die Kontrolle darüber, welche Informationen und Bilder sie preisgibt. Die Filmemacher Lilian Franck und Robert Cibis, die sie ein Jahrzehnt lang begleitet haben, sind bei diesem Unterfangen eher ihre Komplizen als außenstehende Beobachter.
Auch der Startzeitpunkt der Doku ist wohl alles andere als zufällig gewählt, erscheint Uffie seit 2018 doch nach langer Abwesenheit wieder vermehrt auf der musikalischen Bühne.
[ Dörthe Gromes ]