D 2002, 107 min
Verleih: Tobis
Genre: Drama
Darsteller: Christian Blümel, Aaron Hildebrand, Luci van Org
Regie: Winfried Bonengel
Kinostart: 05.12.02
Alles zum Kotzen. Die ewige Nörgelei der Lehrausbilder, der ABV textet einen zu, raus kann man auch nicht. Dabei wollen Heiko und Tommy was erleben. Was man mit 18 eben erleben will. Reisen. Party. Spaß haben.
Spaß war es auch, als Tommy die DDR-Fahne abfackelte. Allerdings nur ein kurzer, denn die Bullen haben ihn erwischt. Der stillere Heiko konnte gerade noch abhauen, und auf den ungestümen Tommy wartete der Jugendknast. Einige Zeit später klingelt Tommy wieder bei Heiko. Stacheldraht und SS-Rune auf der Haut. Aber erst mal um die Häuser ziehen. Tommy erzählt dem staunenden Freund, daß er im Knast ein paar rechte Typen kennengelernt habe, die eben wissen, wies so tickt in der Zone. Tommy will raus. Im Osten kriegt er einfach keine Luft mehr. Heiko hält sein Versprechen und ist dabei.
Doch die Jungs werden an der Grenze erwischt, und was die beiden jetzt erwartet, läßt Tommys ersten Knastaufenthalt zum Kindergartenhort verblassen. Heiko kommt nur sehr schwer klar, er vertraut sich dem Bereichsältesten Hagen an und erlebt, wie in seiner Zelle der kleine Freddy von Bonzo mißbraucht wird. Zu den rechten Bekannten Tommys hält Heiko vorerst Abstand. Eines Tages wird er brutal von Hagen in der Dusche vergewaltigt. Tommys Nazi-Freunde helfen ihm und rächen sich. Heiko ist gebrochen, und als Bonzo sich auch an ihm vergehen will, tickt er aus und sticht ihn nieder. Isolationshaft. Dunkelheit. Einsamkeit. Kaum wieder raus, stellt sich Heiko auf die Seite der Rechten. Kurz nach der Wende und seiner Entlassung steigt er zum Führer von Berlin auf. Es muß erst viel Tragisches passieren, ehe er sich besinnt. Und aussteigt ...
Bonengel ist nicht weniger gelungen, als den Ton einer Generation zu treffen. Unglaublich, mit wieviel Nähe und sensiblem Gespür er die Wut, die Aussichtslosigkeit und die große Sehnsucht nach einem Halt zu erzählen vermag. Er blickt auch auf die Geschichte eines streunenden Welpen auf Abwegen, vor allem aber fokussiert er die Freundschaft zwischen den Jungen. Freundschaft als das einzig wichtige in einer Zeit des Verrats, der Orientierungslosigkeit und des Hungers nach grenzenloser Freiheit.
Allerdings konnte Bonengel für dieses Stück deutsches Ausnahmekino auch keine besseren Hauptdarsteller finden. Den Gesichtern von Christian Blümel und Aaron Hildebrand gehört die Zukunft. Mindestens.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.