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Fulltime Killer

Mord ist ihr Hobby

Damals in Hongkong – Wai Ka Fai rief Johnnie To an (fiktives Gespräch): "Hi Johnnie, wir sollten mal wieder ’nen Film drehen. Habe ihn schon im Kopf, denke an einen Profikiller namens O, der absolut Beste im Geschäft, erledigt Aufträge effizient und schnell. Wenn er dabei gezwungen ist, seinen besten Kumpel umzulegen, tut er’s eben. Scheint ganz emotionslos, der Mann, aber eigentlich wird er von seiner Vergangenheit gejagt. Mußte ansehen, wie seine große Liebe umgebracht wurde, schottet sich völlig von der Außenwelt ab, ganz armes Schwein. Dann taucht noch ein anderer Assassin auf, der heißt Tok und inszeniert seine Morde mit großem Pomp, weil er Spaß dabei hat. Eben ’n Psycho. Will Nummer 1 werden, aber O steht ihm im Weg. Ach ja, ich möchte natürlich auch eine Frau ins Spiel bringen! Soll als Os Putzfrau arbeiten, schüchtern sein, unauffällig, ganz allein auf weiter Flur, so Typ 'zartes Pflänzchen'. Könnte man Chin nennen. Zuerst macht sich Tok an die Kleine ran, aber ihr Herz schlägt mehr für O. Gut, oder? Ein Polizist kommt noch dazu, hohes Tier, Chefinspektor bei Interpol, verfolgt die Killer. Hat dafür aber außerdem persönliche Beweggründe und steigert sich mächtig rein. Einverstanden? Okay, ich schreibe dann mal das Drehbuch!"

Und so geschah es. Das Endprodukt kann man folgendermaßen umschreiben: Eine höchst brutale Action-Oper – zu klassischen Klängen landen zerschossene Kniescheiben auf dem Asphalt, werden Zähne ausgeschlagen, spritzt Blut in Zeitlupe gen Kamera. Diese schwer verdaulichen, aber nie selbstzweckhaften Eruptionen der Gewalt gipfeln schließlich im von "Freude schöner Götterfunken" untermalten, genial inszenierten Duell zwischen O und Tok.

Eine elegische Ballade in Moll – anhand der Charaktere wird Isolation nicht nur skizziert, sondern fühlbar intensiv transportiert. O zerfleischen schmerzliche Erinnerungen, er ist quasi keiner Konversation mehr fähig, Chin vereinsamt im für sie fremden Land, der Inspektor geht durch die endlose Jagd sukzessive vor die Hunde. Hart, ehrlich, ergreifend.

Ein virtuoses Spiel mit Genres und ein Meisterwerk (nicht nur) des asiatischen Kinos.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...