D 2019, 92 min
FSK 16
Verleih: Salzgeber
Genre: Drama, Schwul-Lesbisch
Darsteller: Benjamin Radjaipour, Banafshe Hourmazdi, Eidin Jalali
Regie: Fariz Shariat
Kinostart: 24.09.20
Der Typ mit der minimalistischen Wohnung, in der genau die richtige Musik läuft: „Eigentlich stehe ich ja gar nicht auf solche wie Dich. Ausländer.“ Darauf Parvis: „Mach Dir nichts draus, ich stehe eigentlich auch nicht auf so jung gebliebene Kartoffeln.“
Es sind Dialoge wie diese, mit denen Faraz Shariat in seinem autobiographischen Debüt die Tonalität setzt. Sie lassen das trotzige Staunen des schwulen Einwanderersohnes spüren, der es immer noch nicht geschafft hat, von der deutschen Gesellschaft als Teil derselben betrachtet zu werden. Dabei hat er lange aufgehört, sich Iraner zu nennen. Wegen Ladendiebstahls muß Parvis Sozialstunden in einer Unterkunft für Geflüchtete ableisten. Dort trifft er auf „echte“ Iraner, die Geschwister Banafshe und Amon. Die drei werden sich gegenseitig zu Spiegeln – bald kreist alles unterschwellig um die Frage, wie Privilegien die Zukunft prägen und was Herkunft damit zu tun hat.
Das Markante an Shariats Inszenierung ist, daß er die Menschen, die in der Unterkunft leben, fast ikonographisch als Teil der großstädtischen Millenial-Generation inszeniert. Sie sind Up-To-Date, bewegen sich wie Protagonisten auf einem Fashionshooting und stellen damit den ästhetischen Gegenpol zum biederen Vorstadtleben in Hildesheim dar, dem Ort, dem Parvis immer schon entfliehen wollte. Das Eigenheim und der kleine Supermarkt seiner Eltern bedeuten aber bequemen Wohlstand, für den er nie arbeiten mußte. Durch die Begegnung mit Amon und seiner Schwester erscheint die Geschichte seiner Eltern in einem neuen Licht, die Zeiten des Sich-einfach-nur-treiben-lassens sind vorbei.
[ Susanne Kim ] Susanne mag Filme, in denen nicht viel passiert, man aber trotzdem durch Beobachten alles erfahren kann. Zum Beispiel GREY GARDENS von den Maysles-Brüdern: Mutter Edith und Tochter Edie leben in einem zugewucherten Haus auf Long Island, dazu unzählige Katzen und ein jugendlicher Hausfreund. Edies exzentrische Performances werden Susanne als Bild immer im Kopf bleiben ...