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Garage

Der Eine von der Tankstelle

Josies Seele hat die Leichtigkeit eines Sperlings. Sie erfreut sich an der Abendsonne, die den Wolken einen warmen Gelbton verleiht, ist dankbar für die einfachen Dinge: das Bier nach Feierabend, ein nettes Wort beim Vorbeigehen. Gefangen ist sie in einem behäbigen Körper. Josie hatscht eher, als daß er läuft. Genauso unbeholfen ist seine Ausdrucksweise. Tag für Tag schiebt sich der stämmige Tankstellenwärter durch sein Revier, angesiedelt in einer irischen Kleinstadt, wartet auf eine Handvoll Kunden oder verbringt kleine Ewigkeiten mit wenigen Handgriffen.

Lenny Abrahamson hätte keine bessere Wahl treffen können, als den Komiker Pat Shortt für die Rolle des Josie zu verpflichten, denn Shortt beherrscht die emotionale und physiognomische Klaviatur des Dorftrottels phantastisch. Dabei bewegt er sich immer am Rande des Clownesken, ohne seinen Charakter der Lächerlichkeit preiszugeben und verleiht ihm Liebenswürdigkeit und Tiefe. Abrahamson, der seine Filme als „minimalistische Slapsticktragödien“ bezeichnet, erzählt mit jeweils nur wenigen Sequenzen so allerlei Weises und Wichtiges über Arbeit, kleinstädtische Querelen, Einsamkeit und Freundschaft und stößt mit einem kurzen Dialog nur an, was sich im Nachgang weiterspinnen läßt.

So ist Josie mit seiner warmherzigen Naivität ein Auslaufmodell, genau wie die Tankstelle, die er für den Besitzer Mister Gallaghe führt, und die sich nur rentiert, weil Josie wie ein Hund im Hinterzimmer haust, keine Ansprüche stellt und sogar am Wochenende Dienst schiebt. Gallaghe wartet derweil anscheinend auf eine Wertsteigerung des Grundstücks. David, der Sohn von Gallaghes neuer Freundin, wird Josie an den Wochenenden als Hilfskraft zur Seite gestellt. Man spürt, daß der stille, sensible Junge selbst auf dem Weg zum Außenseiter ist und es schwer haben wird. Zwischen Josie und David keimt etwas wie stilles Einvernehmen, eine unausgesprochene Zuneigung, die ein jähes Ende findet. Die Komik weicht der puren Tragik, die Abrahamsons Geschichte gerade deshalb innewohnt, weil sie so schlicht und unsentimental in langen Einstellungen erzählt wird.

Die Simplizität eines von den meisten wohl als unbedeutend erachteten Lebens, geführt in einer Stadt der einsamen Herzen, wo spürbare Langeweile herrscht und ein Pferd zu deinem besten Freund werden kann, ist aber auch das tieftraurigste Sujet schlechthin.

Originaltitel: GARAGE

Irland 2007, 85 min
Verleih: Fugu

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Pat Shortt, Anne-Marie Duff, Conor J Ryan

Regie: Lenny Abrahamson

Kinostart: 09.04.09

[ Susanne Schulz ]