Originaltitel: WAR HORSE
USA 2011, 140 min
FSK 12
Verleih: Disney
Genre: Drama
Darsteller: Jeremy Irvine, Peter Mullan, Emily Watson, David Kross, Niels Arestrup, Rainer Bock
Regie: Steven Spielberg
Kinostart: 16.02.12
In Zeiten, wo auf der Leinwand alle Tabus und in der Realwelt die Dämme alter Wertigkeiten längst gebrochen scheinen, besinnen sich zwei Regie-Altmeister mit einer solchen Nostalgie auf das Kino unschuldigerer Zeiten zurück, daß man der Prognose der Mayas und Roland Emmerichs noch mehr glauben muß, die Welt macht Ende 2012 die Hufe hoch. Martin Scorsese feiert in HUGO CABRET die ersten Sternstunden des Kinos mit ungeahnt kindlicher Inbrunst, wenn auch in neumodischem 3D-Gewand. Und nach seinem eigenen Tim-und-Struppi-3D-Animations-Abenteuer besinnt sich nun Steven Spielberg wieder der alten Tugenden des 2D-Realfilms und bringt mit GEFÄHRTEN ein Pferdeepos heraus, das direkt aus den Ställen des alten Hollywoods zu stammen scheint und nur anhand der satten Filmbilder und junger Gesichter wie David Kross erkennen läßt, daß das altehrwürdige Roß der Zucht Jahrgang 2011 entspringt.
Basierend auf dem Jugendbuch von Michael Morpurgo, erzählt GEFÄHRTEN die Geschichte des Bauernjungen Albert und seines Pferdes Joey, die vom Ersten Weltkrieg getrennt werden und gegen alle Widerstände doch wieder zueinanderfinden. Als Joey zum Ausbruch des Krieges an einen jungen Offizier verkauft wird, beginnt für das Pferd eine Reise, welche neben Joeys beeindruckender Widerstandsfähigkeit auch verschiedenste Facetten dieses ganz Europa zerreißenden Krieges zeigt. Am Ende führt dieses Pferd gar Todfeinde zusammen und entfacht im Dunkel des Krieges ein Lichtlein der Menschlichkeit.
Das klingt ganz schön kitschig und ist es auch. Doch bei aller Spielbergschen Rührseligkeit, mit der gerade am Schluß beinahe der Gaul durchgeht, kommt man nicht umhin, diesen Film zu bewundern. Vielleicht ist es die reine Nostalgie beim Rezensenten, der mit Fury und Black Beauty groß geworden ist. Aber auch für all jene, die nie Pferdenarren waren oder sind, gibt es genug Gründe aufzusatteln. Jede Einstellung zeugt von der handwerklichen Meisterschaft der Macher und könnte gerahmt ins Filmmuseum. Die Geschichte bleibt trotz munter wechselnder menschlicher Protagonisten fast ungebrochen spannend und mitreißend.
Hinzu kommt ein gewohnt prunkvoller Soundtrack von John Williams, der die große Geste der alten Tage endgültig zum Glänzen bringt. Ein prächtiges, familienfreundliches Kriegsepos für all jene, die sich noch auf die altmodische Art was vom Pferd erzählen lassen.
[ Paul Salisbury ] Paul mag vor allem Filme, die von einem Genre ausgehen und bei etwas Neuem ankommen. Dabei steht er vor allem auf Gangsterfilme, Western, Satire und Thriller, gern aus der Hand von Billy Wilder, Sam Peckinpah, Steven Soderbergh, Jim Jarmusch, den Coen-Brüdern oder Paul Thomas Anderson. Zu Pauls All-Time-Favs gehören DIE GLORREICHEN SIEBEN, TAXI DRIVER, ASPHALT COWBOY, SUNSET BOULEVARD, POINT BLANK ...