Originaltitel: REMEMBER THE TITANS
USA 2000, 113 min
Verleih: Buena Vista
Genre: Polit, Sport, Drama
Darsteller: Denzel Washington, Will Patton, Ryan Hurst
Stab:
Regie: Boaz Yakin
Produktion: Jerry Bruckheimer
Kinostart: 29.03.01
Nordamerika leidet bekanntlich an ein paar häßlichen historischen Wunden, zu denen auch die Diskriminierung von Afroamerikanern gehört. In bester Absicht und mit einer auf Tatsachen beruhenden Geschichte will man nun den sprichwörtlichen Finger auf diese Wunde legen. Das Ziel ist hehr, der Originaltitel verspricht Großes, das deutsche Pendant beschwört Subversion und Rebellion. Doch die unheilige Allianz aus Rührseligkeit, drastischer Vereinfachung der Konflikte und gnadenlos überhöhtem Sport-Pathos hinterläßt lediglich verständnisloses Kopfschütteln.
Erzählt wird von einem Highschool-Footballteam, das Anfang der siebziger Jahre erstmals mit schwarzen und weißen Spielern antritt. Doch Teamgeist will zunächst nicht aufkommen, und so schickt der neue, ebenfalls schwarze Chefcoach Herman Boone die Sportler erst durch ein Tal der Tränen - hier ein Trainingscamp. Wie solcherlei Dinge zu inszenieren sind, muß sich Regisseur Yakin in einschlägigen US-Army-Filmen abgeschaut haben. Für den besseren Überblick sind die Kontrahenten einander schön paarweise - einer schwarz, einer weiß - zugeordnet, die Abneigung manifestiert sich im abgelehnten Händedruck und grimmiger Nichtachtung. Boone jagt seine Mannen mit Gebrüll und gefletschten Zähnen übers Spielfeld, durch den Wald, bis an ihre physischen Grenzen und erreicht damit eine wunderbare, fast vollständige kathartische Läuterung. Die Vorurteile fliegen nur so über Bord, man tut sich zusammen, für das Spiel, für den Sieg - wofür sonst?
Daß die Disney-Company mit von der Partie war, merkt man spätestens an der sirupsüßen musikalischen Begleitung, die schon so manchen Zeichentrickspaß zum leidvollen Erlebnis machte. Ein altkluges, blondgelocktes Mädchen, Töchterchen des weißen Co-Trainers Yoast, spielt das gute Gewissen, darf versiert Spielzüge kommentieren und gar der Moral hin und wieder ihr liebes Stimmchen verleihen. Die unschuldigen Kinderaugen erkennen: Auf dem Sportplatz des Lebens sind wir alle gleich.
[ Sylvia Görke ]