D 2008, 119 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Dokumentation
Darsteller: Wim Wenders, Hans Noever, Rainer Werner Fassbinder
Regie: Dominik Wessely, Laurens Straub
Kinostart: 13.03.08
Heute wird niemand mehr wirklich festzurren können, was damals Ende der 60er zunächst zur Idee und im April 1971 schließlich zur Gründung des inzwischen legendär zu nennenden "Filmverlags der Autoren" führte. Was wog schwerer? Das Revoluzzertum (der englische Titel der Dokumentation - REBELLION OF THE FILMMAKERS, suggeriert dies), der Zwang, sich abzugrenzen von einer Branche, die - so wenigstens die Darstellung - von den Vorvätern besetzt in Bedeutungslosigkeit und Lähmung verharrte? Oder das wie zufällige, später regelmäßige Aufeinandertreffen zunächst einer Handvoll Kreativer im Münchener Lokal "Bungalow"?
13 der damals beteiligten Filmemacher, vormals ein überaus heterogenes Kollektiv, können Dominik Wessely und sein 2007 verstorbener Co-Regisseur Laurens Straub noch befragen, und es sind nicht zuletzt die unterschiedlichen Haltungen der Protagonisten zu diesem Teil der eigenen Geschichte, die an den Film mit seinen fast zwei Stunden fesseln. Laurens Straub selbst, Hark Bohm, Wim Wenders, Uwe Brandner und die anderen träumen hier retrospektiv den Traum vom selbst bestimmten Arbeiten, der kollektiven Bereitstellung von Produktionsmitteln, vor allem aber vom großen Kino. Aber immer, schon in den Anfängen, schwingt das Ende mit. Die Sprache kommt auf notwendige, aber nicht immer eingebrachte 20.000 DM Eigenkapital, auf Erfolge und Mißerfolge, auf Antipathien, Unverständnis, Entfremdungen und schließlich auf den Verrat durch "Kleinbürger" und "Schwarzwaldkliniker" in den eigenen Reihen.
Daß Augstein schließlich ins Boot geholt wurde, um den finanziell schwer angeschlagenen Verlag zu sanieren, ist für viele die "feindliche Übernahme", andere haben sich längst verabschiedet, und 1977 bricht die Gruppe endgültig auseinander. Was bleibt sind die Filme und denen sowie seltenen Archivaufnahmen räumt die Regie gebührenden Platz ein. Die Tragik dieser faktenreichen Rise-And-Fall-Story (die sich zuweilen, aber wenig dramatisch an Nebenschauplätzen verirrt) rückt in den Hintergrund, wo in Ausschnitten bekannte Filme wie Fassbinders ANGST ESSEN SEELE AUF und selten gesehene Titel wie Wenders frühe DREI AMERIKANISCHE LP’S die Lust wecken, sich diesem Kapitel der Filmhistorie noch einmal anhand der Produktionen zu widmen. Und wie passend dazu formuliert einer der Protagonisten: "Es muß ein Film sein, ein Leinwandfilm!"
[ Jane Wegewitz ] Für Jane ist das Kino ein Ort der Ideen, ein Haus der Filmkunst, die in „Licht-Schrift“ von solchen schreibt. Früh lehrten sie dies Arbeiten von Georges Méliès, Friedrich W. Murnau, Marcel Duchamp und Man Ray, Henri-Georges Clouzot, Jean-Luc Godard, Sidney Lumet, Andrei A. Tarkowski, Ingmar Bergman, Sergio Leone, Rainer W. Fassbinder, Margarethe v. Trotta, Aki Kaurismäki und Helke Misselwitz. Letzte nachhaltige Kinoerlebnisse verdankt Jane Gus Van Sant, Jim Jarmusch, Jeff Nichols, Ulrich Seidl, James Benning, Béla Tarr, Volker Koepp, Hubert Sauper, Nikolaus Geyrhalter, Thierry Michel, Christian Petzold und Kim Ki-duk.