Originaltitel: ADOPTE UN VEUF

F 2015, 97 min
FSK 0
Verleih: Alamode

Genre: Komödie

Darsteller: André Dussollier, Bérengère Krief

Regie: François Desagnat

Kinostart: 22.12.16

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Gemeinsam wohnt man besser

Der Witwer und das freche Mädchen

Nein, das ist beileibe nicht der erste Film, der sich mit dem Zusammenleben verschiedener Generationen auf komische Weise auseinandersetzt, und nein, auch die humoristischen Zutaten werden nicht nach grundsätzlich neuer Rezeptur verrührt. Und trotzdem macht François Desagnats neuer Film (und sein erster überhaupt, der in unsere Kinos kommt, obwohl der Mann seit knapp 15 Jahren Langfilme dreht ...) Spaß, was vor allem an Desagnats Wunderwaffe liegt: André Dussollier. Der Mann kann im allgemeinen einfach alles und komisch sein im speziellen. Dabei liegt seine Kunst im Kleinen, im Feinen: Es genügen eine hochgezogene Braue, ein leicht abfallender Mundwinkel, eine wie beiläufig gemachte Geste – Dussollier muß nicht strampeln und bis zum letzten Rang krawallen, um beispielsweise seinen Mißmut zum Ausdruck zu bringen.

Und an Mißmut hält auch Hubert einiges parat. Seit dem Tod seiner Frau lebt der ehemalige, das Schicksal feixt sich eins, kinderlos gebliebene Geburtshelfer allein in der riesigen Wohnung, den täglichen Gang zur Boulangerie muß sich Hubert gehörig abzwingen, sich so schick wie einst zu kleiden, spielt gleich gar keine Rolle mehr, und die Vorhänge möchte er eigentlich auch nicht mehr aufziehen. Hubert ist traurig und allein. Da kommt der Wirbelwind Manuela gerade recht – oder auch nicht. Hubert ist sofort überfordert – von der Idee zusammenzuwohnen, von den Folgen, die Manus, sagen wir, arg beschränkte Fähigkeiten im Haushalt mit sich bringen, von deren Geistesblitz, doch gleich eine größere WG zu gründen, sowieso.

Aber man kann im Leben ja vieles blöd finden – manches passiert dann trotzdem. Und so öffnet sich die Tür bald für Marion und Paul-Gérard, und Manu ist eh gekommen, um zu bleiben. Der Reiz der Gegensätze sorgt für die Lacher – da der zurückgezogene Witwer, dort der ziemlich dreiste Wirbelwind Manu, noch dazu haben die neuen Mitbewohner auch ihre Last zu buckeln. Aus dieser Vorlage destilliert Desagnat einen charmanten, temporeichen und in manchem Moment auch durchgeknallten Vorschlag für einen möglichen Zusammenhalt, der in heutigen Zeiten fast schon politisch ist, geht es doch um Solidarität und Respekt.

Anzurechnen ist Desagnat auch, wie spielerisch er selbst komplexere Themen wie Verlust und Trauer einbindet, und um diesen Spagat aus gut geschriebener Komik und Empathie für die Figuren hinzukriegen, braucht es eben tolle Darsteller. Sind wir wieder bei Dussollier: Er schafft es einfach, daß es nicht aufgesetzt wirkt, wenn das schwarze, schlaff hängende, altersbeulige Jacket gegen ein frisches, quietschend postgelbes getauscht und Huberts resignierende Roggenbrotbestellung à la „Comme d’habitude“ durch wilde Moped-Fahrten mit der Beatrice-Egli-Wiedergängerin Manu durch Paris ersetzt wird.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.