Originaltitel: GEMMA BOVERY

F 2014, 99 min
FSK 6
Verleih: Prokino

Genre: Poesie, Drama, Erotik

Darsteller: Gemma Arterton, Fabrice Luchini, Jason Flemyng, Niels Schneider, Isabelle Candelier

Regie: Anne Fontaine

Kinostart: 18.09.14

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Gemma Bovery

Ein Sommermärchen mit emotionaler Eklipse

Am Anfang lodert Feuer. Flammen, welche die Erinnerung an Gemma Bovery tilgen sollen. Weshalb? Eine lange Rückblende, als Film auferstehend, erteilt Auskunft und entführt in die Normandie, wo Gemma und Gatte Charlie, eben aus London angereist, ein Haus gekauft haben. Oder besser: eine Hütte. Okay, eine Bruchbude.

Nachbar Martin, glühender Verehrer von Flauberts Klassiker „Madame Bovary“, entbrennt ad hoc für die schöne Frau, sieht sie gar als Inkarnation der angebeteten Romanheldin – wen stört die Abweichung im Namen?! Sexuelle Lust flackert wieder auf, Jahre der Schläfrigkeit negierend. Doch Gemma wirft sich, untypisch für solche Konstellationen, nicht dem älteren Mann an die Hose, sondern stillt körperliche Gelüste durch frischeres Fleisch. Und plötzlich suchen nicht bloß Charlie und Martin ihre Gunst ...

Regisseurin Anne Fontaine setzt derweil die feministische, aber keinesfalls krachledern-emanzipatorische Brille auf und huldigt jener lebensgierigen, unangepaßten, leidenschaftlichen Geschlechtsgenossin. Ohne moralischen Zeigefingerschwenk, dafür immer bewundernd. Da flirrt sommerliche Hitze, bringt Landregen kaum Abkühlung, bebt – nein, wogt – der knapp verhüllte Busen im leichten Kleidchen. Er gehört der unvergleichlichen Gemma Arterton, unserer einst prall geschnürten Hexenjägerin, dem Ex-Bond-Girl, der vormaligen, gutherzigen Seniorenchorleiterin. Diese Bovery spielt Arterton jetzt als Mix aus allen genannten Figuren, gibt eine Sirene von nebenan, irgendwo zwischen staunenden Augen und bewußt lancierter Verführung: Wenn sie sich beim Backen eines Brotes die Haare aus dem Nacken streift, wird’s am Ofen noch viel heißer. Wie Fontaine ihre Hauptdarstellerin verehrt, macht jede einzelne Aufnahme deutlich, zumal es auch Christophe Beaucarne gelingt, selbst aus der manchmal zum Einsatz kommenden Handkamera kinoformatige Bilder zu zaubern.

So fließt die Handlung sinnlich dahin, beschränkt sich auf kleine Intrigen und größeres Erwachen, viel geschieht dabei kaum, was je nach persönlicher Sicht bewertet sein darf, es geht mehr ums Fühlen denn intellektuelle Stimulanz. Zumindest bis kurz vor Ende, denn man weiß ja: Gemmas Spuren werden beseitigt. Fontaine findet einen düsteren Schluß, läßt männliches Besitzdenken auf tragischen Zufall treffen und schließt den Kreis zur Obsession. Ähnlich verzehrend wie die einleitenden Flammen.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...