D 2023, 92 min
FSK 6
Verleih: Constantin

Genre: Erwachsenwerden, Drama, Sport

Darsteller: Lena Mantler, Lisa Mantler, Sinje Irslinger, Jobel Mokonzi

Regie: Lea Becker

Kinostart: 29.06.23

6 Bewertungen

Get Up

Klischee, My Ass oder: Ich skate, also bin ich

Diese Mädchen kleben sich nicht auf Straßen fest, sie fliegen einfach mit Brettern darüber. Sie stellen keine hirnrissigen Forderungen ans Leben, sie wollen es lieber hinbekommen. Und diese Mädchen planschen nicht in schwülstigen Flachwasserparolen der Letzten Generation, sie springen nachts im Schwimmbad vom 3-Meter-Brett, filmen sich dabei, um sich für einen Contest zu bewerben. Es sollte mehr von ihnen geben!

Alex, Juli, Ewa und Nia – sie wollen nicht nach Berlin, Köln ist das Ziel, wo die Frankfurter zum einen Spaß haben, zum anderen aber auch diesen verdammten Preis beim Skater-Wettbewerb abräumen wollen. In ihren Verschiedenheiten, in ihren Brüchen, ihrer Courage und allen Selbstzweifeln passen die vier perfekt zusammen. Alex und Juli sind Zwillinge, mit Verlusterfahrung, der Vater starb früh. Sie sind eins und doch so verschieden und könnten sich dabei näher kaum sein. Ewa spürt noch immer Trennungsschmerz von ihrer letzten Freundin, als Nia ihr heldenhaft aus der Patsche hilft und die hoffnungsvolle Nachwuchssaxophonistin plötzlich erstmals auf einem Brett steht. Gut, „stehen“ wäre jetzt geprahlt …

Daß Lea Becker mit GET UP ihr Regiedebüt hinlegt, ist kaum zu glauben. So natürlich im Ton, lebenswirklich an den Figuren dran und wunderbar das Leichte und Ernste in deren unklischiertem Tun verknüpfend – Chapeau! Auch der Schnitt ist großartig, und klar, der Film ist teils schon auch in Clipästhetik gehalten, aber eben ohne dieses kraftmeierische Zuviel an Skate-Szenen. Das würde den Mädels auch nicht gerecht, sie sind selbstbewußt und unverkrampft genug, um über so etwas wie Augenhöhe in einer durchaus männerdominierten Sport- und Kunstform überhaupt nachzudenken. Becker taucht so tief in die einzelnen Lebensumstände der Mädchen ein, daß Antrieb und Dämpfer sehr gut nachvollziehbar werden, Zusammenhalt und Freundschaft verkommen hier nicht zu Poesiealbum-Weisheiten. Ansteckend ist vor allem die Leidenschaft der vier, sie sind eben keine dieser zeitgeistigen Work-Life-Balance-Jammerlappen, sie tun einfach das, wofür sie brennen!

GET UP verzichtet wohltuend auf zu Verkopftes, ein Blick in die Gesichter und auf die Passion der Mädchen lädt den Erklärbär einfach aus, und so wirkt dieser in Momenten durchaus auch anrührende Film oft wie aus dem Ärmel geschüttelt. GET UP ist astreines Bauchkino, und das ist nun wahrlich nicht das Schlechteste, was dem deutschen Film passieren konnte.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.