Wer ihr blöd kommt, hat eigentlich schlechte Karten. Diana macht ihrer Wut schnell und rüde Luft. Ihr stinkt momentan einfach zu viel. Vater Sandro, den sie für den Selbstmord ihrer Mutter verantwortlich macht, nervt total und übt auf Dianas eher zarten Bruder Tiny fiesen Druck aus, um ihn durch Box-Training zum richtigen Mann zu machen.
Eines Tages verschlägt es sie in den Boxklub ihres Bruders, und sie fackelt nicht lange, als sie mit ansehen muß, wie Tiny von einem ungleichen Gegner mit fiesen Tricks traktiert wird. Sie schlägt zu. Ordentlich. Der Trainer Hector ist beeindruckt, hat aber, als Diana den Wunsch äußert, ernsthaft Boxen zu trainieren, noch Bedenken. Sie setzt sich durch und verändert sich. Auf dem Schulkorridor prügelt sie sich nicht mehr und wirkt insgesamt viel gelassener. Streß gibt es nur mit ihrem Vater, als er von Dianas Training erfährt. Als er seine Tochter eines Tages im Ring sieht und sie anschließend nach Hause kommt, tickt Sandro völlig aus. Es kommt zu Handgreiflichkeiten, und nur Tiny kann Diana stoppen, den Vater ins Jenseits zu befördern. Beim Training lernt sie den Box-Zögling Adrian kennen. Sie verlieben sich. Da die gemischten Kämpfe mit besonders großem Erfolg laufen, kommt was kommen muß: Adrian und Diana müssen gegeneinander kämpfen. Als Adrian den Schwanz einziehen will, stellt Diana ihn vor eine Entscheidung...
Der Aufstieg der wilden und unbändigen Boxerin gehört ohne Zweifel zum aufregendsten und kraftvollsten Kino des Jahres. Regisseurin Kusama balanciert mit unheimlich viel Gespür zwischen klassischem coming-of-age und authentischem Milieudrama, zwischen ergreifender Liebesgeschichte und demaskierender Attacke auf eine Männerdomäne. Ihr liegt es fern, abgehangene feministische Kampfparolen zu rotzen, dafür ist Kusama viel zu poetisch und feinsinnig. Sie zeichnet ihre ungestüme und dennoch liebevolle Heldin mit viel Respekt und macht durch deren Zähigkeit auf sehr unterhaltsame Weise deutlich, daß man für die wichtigsten Dinge im Leben kämpfen muß. Selbstachtung, Anerkennung und aufrichtige Liebe. Großartig!
Originaltitel: GIRLFIGHT
USA 2000, 110 min
Verleih: Senator
Genre: Drama
Darsteller: Michelle Rodriguez, Jaime Tirelli, Ray Santiago
Regie: Karyn Kusama
Kinostart: 15.03.01
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.