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Gnadenlos schön

Derb-deftige Attacke auf den Schönheitswahn Amerikas

Es gibt nur einen Weg, dem miefigen Kaff Mount Rose zu entkommen: der Sieg beim Miss-Teen-Princess-Wettbewerb. Ausgesprochen hektisch geht es in diesem Jahr zu, denn man begeht in dem Kleinstädtchen den mittlerweile 50. Kontest. Die Auswahl und das Gesamtkonzept der Veranstaltung liegen in den Händen von Gladys Leeman, einer ehemaligen Gewinnerin. Sie bringt den Kandidatinnen bei, wie man tanzt, spricht usw. Gladys ist ein ziemlich ehrgeiziges Ding und hat im geheimen doch nur ein Ziel: ihr ewig grinsendes Honigkuchenpferd Töchterchen Becky auf dem Thron zu sehen. Und dafür tut sie einiges: Konkurrentinnen werden in die Luft gesprengt, psychisch destabilisiert, in dem man den Geliebten auf der traditionellen Hirschjagd erschießt und wenn gar nichts mehr hilft, dann wird im letzten Moment das Wettbewerbskleid gestohlen. So geschehen mit Amber Atkins, der einzig wahren und noch lebenden Konkurrentin Beckys. Amber ist natürlich im Gegensatz zum zähnefletschenden Biest Becky das Liebmädchen, dem alle Sympathien zu fliegen, auch die des Publikums. Denn auch sozial steht Amber eher auf der bescheidenen Seite, wohnt sie doch mit ihrer dezent heruntergekommenen Mutter (gnadenlos gut: Ellen Barkin) in einem schäbigen Wohnwagen. Und bis Becky endlich ihr verdientes und durchaus originelles Ende erfährt, bietet Regie-Neuling Jann einiges an fiesen Attacken auf den Schönheitswahn Amerikas. Er hebt die heile puritanische Welt aus den Angeln, und es gelingt ihm auch u.a. durch den pseudo-dokumentarischen Stil, der deftigen Satire eine gehörige Portion zynischen Realismus zu versetzen. Er fährt ein ganzes Ensemble an Freaks auf, und wer einmal in Amerika war, wird einige wiedererkennen. Schon die Zusammensetzung der Wettbewerbsjury liefert einen wunderbaren Eindruck von den Abartigkeiten jenseits des Ozeans.

Das europäische Publikum dürfte sich bei diesem Rundumschlag köstlichst amüsieren.

[ David Waschek ]