Originaltitel: GOAL!
USA/GB 2005
Verleih: Kinowelt
Genre: Drama, Sport
Darsteller: Kuno Becker, Stephen Dillane, Alessandro Nivola, Anna Friel, Sean Pertwee, Alan Shearer, David Beckham
Regie: Danny Cannon
Kinostart: 27.10.05
Wenn wie jetzt eine Fußballweltmeisterschaft bevorsteht, hat der Wunderglaube Hochkonjunktur. Für jene, die noch nicht so recht darauf vertrauen mögen, daß demnächst ein Herr Rahn auftauchen und von hinten schießen wird, hat Hollywood ein Märchen erdacht, mit dem man sich die Zeit bis zum nächsten Wunder vertreiben kann. Und es zeugt vom großen Fußballerherz des britischen Regisseurs, daß es so beginnt: Es war einmal in Amerika ...
Familie Munez ist dem perspektivlosen Leben in der mexikanischen Heimat nach Los Angeles entflohen. Santiago, damals noch ein Kind, trimmt inzwischen gemeinsam mit dem Vater die Vorgärten reicher Leute. Aber ihre amerikanischen Träume sind nicht dieselben. Während der alte Munez ein eigenes, bescheidenes Geschäft aufziehen will, zieht es Santiago in die große weite Welt des Fußballs. Glen Foy, ein ehemaliger englischer Premier-League-Profi, der ihn zufällig spielen sieht, ist vom Talent des jungen Mannes überwältigt und vermittelt einen Testlauf beim Club der Clubs, bei Newcastle United. Santiago ergreift die Chance - gegen den Willen des sturköpfigen Vaters, aber mit dem Segen der warmherzigen Großmutter.
Footballs coming home, endlich. Das rauhere englische Klima, ein bißchen Dreck und Matsch hatte dieser Film bitter nötig, wenn er auch bis zuletzt an einer mittelschweren Kalifornikation kränkelt. Danny Cannon verordnet dem Fußballfieber eine Rollkur nach altem American-Sports-Rezept: ein Underdog futtert sich sanft aber strebsam durch einen nahrhaften Kuchen voller Schicksalsnüsse und fruchtiger Teil-erfolge, ohne sich einen Zahn auszubeißen. Die obligate Liebesgeschichte ist zart, Trainer und väterliche Mentoren sind ebenso wie die vom Erfolg verwöhnten Teamkollegen hart aber herzlich, die emotionale Deckung steht. Davor laufen sich Stars wie David Beckham, Alan Shearer oder Zinedine Zidane für kurze Einsätze warm - das war man wohl der FIFA schuldig, die den Filmproduzenten hilfreich zur Seite stand.
Und vermißt man in diesem runden Fußballmärchen bei allen Standardsituationen auch die eine oder andere Ecke, so überzeugt es doch mit dem mexikanischen Prinzen Kuno Becker, der Knaben-, Mädchen- und Schwiegermutterträume gleichermaßen zu erfüllen vermag - ganz sicher auch in den zwei geplanten Fortsetzungen.
[ Sylvia Görke ]