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God On Trial

"Wo ist Gott?", fragten sich viele Holocaust-Opfer. Grundlage für GOD ON TRIAL, nach einem Drehbuch des Briten Frank Cottrell Boyce (WELCOME TO SARAJEVO), sind unbestätigte Berichte, daß in Auschwitz eine Gruppe Insassen Gott angeklagt hätte, weil er seine Abmachung mit den Juden gebrochen habe, ihr Überleben sicherzustellen. Die Produktion ist eine Tour de Force in Sachen Dialog und Darsteller. Der Film spielt am Tag vor der Selektion für die Gaskammer, und die Gefangenen arrangieren hastig ein Gericht, verteilen Rollen, und stellen die Frage, mit der sich Holocaust-Theologen seit über 50 Jahre mühen: Wie kann es das Böse geben in einem Universum, daß von einem allmächtigen, allwissenden und wohlwollenden Gott geführt wird? Die Insassen stellen theologische und philosophische Positionen dar, die unterschiedlichste jüdische Erfahrungen repräsentieren. Der Zorn, den der weltliche Jude Mordechai auf Gott empfindet, ist beinahe ebenso groß wie die Schuldgefühle und Abneigung seinem orthodoxen Vater Kuhn gegenüber, der Gott in Schutz nimmt. Jacques, ein französischer Physiker, hält es für unglaubwürdig, daß Gott, der 100.000 Sterne erschaffen hat, überhaupt ein Abkommen mit einem kleinen Grüppchen Juden getroffen hätte. "Wieso hat Er dann das Universum nicht mit Juden gefüllt, statt mit Sternen?", fragt er. Die Verteidigung bringt ebenfalls starke Argumente vor. Baumgarten, ein antisemitischer Juraprofessor, der nicht gewußt hatte, daß er selbst jüdischer Abstammung ist, leitet das Verfahren. "Laßt Euch nicht auch noch Euren Gott nehmen", sagt er, "selbst wenn es Ihn nicht gibt." Weiterhin glänzen Stephen Dillane als Schmidt, ein Rabbi, der dem Gericht angehört, und Eddie Marsan als Lieble. Anthony Sher überzeugt als Akiba, ein strenggläubiger Rabbi aus einem polnischen Dorf. Die Inszenierung ist eindeutig kammerspielartig – absichtlich und logischerweise. GOD ON TRIAL wurde co-produziert von U.S. Public Broadcasting Service-Mitglied WGBH für die vor über 30 Jahren etablierte Reihe MASTERPIECE, ein Programmplatz für außerordentliche Verfilmungen aus Großbritannien. GOD ON TRIAL bekam 2009 von der The U.S. Academy Of Television Arts & Sciences einen Emmy in der Kategorie "Television With A Conscience" (wörtl.: Fernsehsendung mit Gewissen).