Originaltitel: GODS OF EGYPT
USA 2016, 127 min
FSK 12
Verleih: Concorde
Genre: Fantasy, Action
Darsteller: Nikolaj Coster-Waldau, Gerald Butler, Brenton Thwaites, Courtney Eaton, Geoffrey Rush
Regie: Alex Proyas
Kinostart: 21.04.16
Götter haben es auch nicht immer leicht. War schon im ganz, ganz alten Ägypten so. Damals, als noch jener Paradieszustand eines Goldenen Zeitalters herrschte, in dem Götter zwischen Menschen wandelten, wenn auch circa dreimal so groß wie diese, und die wundersamsten Wunder profanste Selbstverständlichkeit waren. Osiris ist der amtierende Obergott in diesem Reich, der Regent über blühende Landschaften im Wüstenweit. Und er ist der Vater des Horus, seinerseits Gott des Himmels und ein echt schnieker Bursche. Eine Vervollkommnung zeitlosen Schönheitsideals, mit diesem noch nicht ganz von Babyspeck-Unschuld befreitem Gesicht freundlicher US-High-School-Absolventen plus dem gestählten Körper eines zielbewußten Sportstipendiaten.
Ganz klar: Wenn Osiris seine Herrscherkrone weiterreicht, dann an Horus. Auf daß das goldene Zeitalter glänze bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Den dann allerdings fieserweise des Osiris’ Neffe, der Gott der Wüste, Set mit Namen, doch schon etwas früher einläutet. Just als Horus gekrönt werden soll, putscht der Grobian. Tötet Osiris, blendet Horus und suhlt sich in Selbstgefälligkeit. Zeit, daß hier mal ein gewieftes Menschenkind eingreift. Bek heißt der fesche Dieb aus der Kasbah, der sein Können bald in höhere – sprich: göttliche – und mithin gerechte Dienste stellt.
Womit GODS OF EGYPT erst richtig losgeht. Als klotzendes Fantasy-Action-Spektakel, dem es, wie allen klotzenden Spektakeln jüngster Zeit, vor allem an einem fehlt: Phantasie. Was unsinnig klingen mag, Fantasy ohne Phantasie, gerade ja auch ob der Überdosis an Monstren und Effekten, Figuren und Schauplätzen, die hier aufgefahren werden.
Das allerdings auf eine Art, als hätte Set höchstselbst das Regiezepter geschwungen. Lärmend, selbstgefällig, ohne jedes Feingefühl poltert die Handlung, allein auf die Macht der großen Effekte vertrauend. Die dann allerdings eher durchschnittlich daherkommen. Oder liegt es am Inflationären der Superlative, daß einem zunehmend eher vor Gähnen als Staunen der Mund offensteht? Wenn Riesenschlangen Feuer speien, Sänften von tausend flirrenden Vögeln getragen werden, gruslige Wächter im Totenreich die Zähne blecken, und die Wüste so staubfrei aussieht, als hätte gerade jemand mit dem Pixel-Wischmob drübergebohnert. Wundersamste Wunder als profane Selbstverständlichkeiten, immerhin abgemildert durch partielle Selbstironie.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.