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Gone – Eine tödliche Leidenschaft

Requiem für das L(i)eben am Abgrund

GONE: kein Wort mit sonderlich angenehmen Bedeutungen, ob nun "vergangen", "hoffnungslos" oder "tot." Allerdings findet man kaum treffendere Attribute, um die Atmosphäre und Sinnbildlichkeit dieser so betitelten Kino-Melancholie zu charakterisieren.

Als Alma Geräusche aus dem Schlaf reißen, stellt sie fest, daß ein Mann im Garten eine Grube schaufelt. Mittels Rückblende werden die Hintergründe aufgedeckt, und so lernen wir zunächst David, den wirklichkeitsfremden Schriftsteller, näher kennen, dessen Weg irgendwann eine besondere Dame, eben Alma, kreuzt. Dunkel gekleidet, vermummt, riesige Sonnenbrille. Ernst, abweisend, seltsam faszinierend. David verfolgt und verliert sie; doch die beiden sehen sich wieder. Zufällig, im Hospital, denn die traumatisierte Frau wollte Suizid verüben. Gatte Henry reagiert darauf entnervt: "Warum schon wieder?!"

Alma bleibt bloß eine resignierte Entschuldigung, da er ihren Wunsch, sich zwischen zwei unentschiedenen Herzschlägen schlicht aufzulösen, weder teilt noch versteht. David jedoch vertraut sie (ungewollt) die Biographie ihres Leides an. Er verarbeitet selbige zum Roman und zwingt Alma, ihn zu lesen. Zwischen Vergangenheitsflucht, Zuneigung und Verzweiflung taumeln jetzt zwei todessehnsüchtige Seelen in eine morbide Affäre, die Pistole buchstäblich in Reichweite.

Polarisierender Stoff, welcher kunstgerechte Inszenierung erfordert. Abgesehen von kleinen Stolperfallen wie nicht immer stimmigen Darstellungen oder dem manchmal aufgesetzt wirkenden Off-Sprecher gelingt Zoltan Paul tatsächlich ein tief unter die Haut gehendes Psycho-Drama, wofür es einen einfachen Grund gibt: Hier tröpfelt Herzblut nicht szenisch portioniert durch filmische Venen, es fließt literweise. Man glaubt Paul auf’s Wort, wenn er konstatiert, die persönliche Angst vor Leben und Tod verarbeitet zu haben und an seinem Werk fast krepiert zu sein.

Folgerichtig verspricht scheinbar nur das anfangs erwähnte Grab endgültige Erlösung. Everything’s Gone. Aber dennoch von atemraubend schwermütiger Schönheit. Weil man in diesem Moment fühlt, daß "Ich kann ohne dich nicht sterben!" vielleicht die expressivste aller Liebeserklärungen ist.

D 2003, 84 min
Verleih: Atoll Film

Genre: Drama

Darsteller: Adele Neuhauser, Christof Gareisen, Robert Giggenbach, Detlef Bothe, Franz Xaver Zach

Stab:
Regie: Zoltan Paul
Drehbuch: Zoltan Paul
Produktion: Zoltan Paul

Kinostart: 13.05.04

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...