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Good Advice

Wo laue Kalauer lauern

... muß man Gottvertrauen in das grundsätzliche Wohlwollen des Publikums haben. Wer zu solcher Anstrengung bereit ist, nimmt zunächst einmal Folgendes zur Kenntnis: Ein Börsenmakler - ausgebufft, abgebrüht, sexuell umtriebig und was sich landläufig sonst noch in dieses Berufsbild fügt - wird im großen Stile von einem gehörnten Gatten hereingelegt, also um Lohn und Brot gebracht. Dauerfreundin Cindy, in deren Wesen sich Hinterlist und Dummheit aufs Trefflichste vereinen, verschwindet daraufhin nach Brasilien. Daheim droht ihre Ratgeber-Kolumne in einer Stadtteilzeitung zu verwaisen: zwei bis drei Leute fragen ja doch immer nach dem richtigen Enthaarungsmittel.

Ex-Broker Ryan ergreift die Chance zum Gelderwerb, verschweigt den Verbleib der Geliebten und führt unter deren Namen den Kummerkasten weiter - beargwöhnt von einer lieblichen Zeitungsverlegerin, die kaum anders als Page heißen kann. Ein Sitcom-erfahrenes Autorenduo hat sich nun in die psychologischen Tiefen der Geschlechterproblematik hinab begeben, um die wundersame Wandlung vom Saulus zum Paulus - in diesem Fall von der unsensiblen Testosteronschleuder zum Frauenversteher - in einer Schulbuchübersicht zusammenzufassen. Und weil man wider besseres Wissen auf das Einspielen von Kicher-, Grunz- und Johlkonserven verzichtet hat, muß dem amüsierwilligen Publikum anders Gewalt angetan werden.

Inmitten des altbackenen Komödienkonstrukts explodierte eine mittelmäßige Aphorismensammlung, die den Protagonisten Esprit-Ruinen wie "Seien sie kein Mann, seien Sie ein Mensch" oder "Wer betrügt, wird selbst betrogen", Wortwitziges à la "Die Leit zäuft" sowie ein ganze Schauspielausbildungen Ersetzendes "Ich bin gerade überrascht!" in die Münder treibt. Doch wer sich wie Michael Bolton als ausführender Produzent den "Guten Rat" richtig hat Zeit und Geld kosten lassen, wird wehmütig auf eine feinsinnigere Bänkelsängerkarriere zurückblicken und trotzdem schmunzeln.

[ Sylvia Görke ]