Originaltitel: GOOD NIGHT, AND GOOD LUCK

USA 2005, 93 min
Verleih: Kinowelt

Genre: Drama, Polit, Historie

Darsteller: David Strathairn, George Clooney, Patricia Clarkson, Robert Downey Jr.

Stab:
Regie: George Clooney
Drehbuch: George Clooney, Grant Heslov

Kinostart: 06.04.06

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Good Night, And Good Luck

Schwarzweiße Bilder zur roten Gefahr

Das Gespenst, das Marx in Europa umgehen sah, wurde zu Beginn der 1950er Jahre in den USA vermutet. Von allen Seiten schien sie zu drohen, die "rote Gefahr", eingesickert vor allem in Köpfe von Intellektuellen, Schauspielern und Gewerkschaftlern. McCarthy, bis dato unauffälliger republikanischer Gouverneur von Wisconsin, machte als antikommunistischer Ghost Buster von sich Reden und gab mit Gesinnungsuntersuchungen einer Ära des Mißtrauens seinen Namen.

Wirklich gefährdet, und darauf zielt George Clooneys zweite Regiearbeit im Kern, war und bleibt jedoch vor allem die Freiheit des Meinens und Redens, auf die gerade Amerika so stolz ist. Im gedämpften Schwarzweiß des Fernsehens dieser Zeit, in Dramaturgie und Bildgestaltung dessen Stil der Reportage aufgreifend, begibt er sich zurück in die Anfangstage des Mediums, in eine Nachrichtenredaktion bei CBS. Edward R. Murrow, bis heute eine Journalistenlegende, wird als Frontmann von Boulevard- und Politmagazinen zum Gesicht des Senders, dessen allabendlicher Abschiedsgruß hier titelgebend war. Glück kann er wahrlich brauchen. Denn gegen die wirtschaftlichen Interessen seines Arbeitgebers, der vom Wohlwollen der Mächtigen ebenso wie von der Gunst der Werbeindustrie abhängt, setzen Murrow und seine Mitstreiter Beiträge durch, in denen McCarthys Verhörmethoden und Aufrufe zur Denunziation in kritischem Licht erscheinen. Es dauert nicht lange, bis Politik, Militär und linientreue Zeitungskollegen ihre Muskeln spielen lassen.

Angetrieben von schmelzender Jazzmusik und dem rasselnden Nachrichtenticker entwickelt sich ein im besten Sinne altmodisches, geradezu ritterliches Kammerspiel, das an bewährte Traditionen des amerikanischen Journalistenfilms anknüpft - nicht nur als Statement für Integrität. Stilsicher vermittelt es, auch durch ein bis in die Nebenrollen stark besetztes Schauspielerensemble, die Atmosphäre von verrauchten Besprechungszimmern, ausrasierten Nacken und Rasierwasser, nicht zuletzt auch das Odeur einer untergegangenen Männerwelt. Und sollte der vielleicht schönste Mann auf dem Regiestuhl dem Publikum irgendwie auf die Sprünge helfen, so sei es. Vielleicht ist Clooney ja Amerikas Entschuldigung für alle starköpfigen, dicklippigen und kleingeistigen Gebrauchsfilme aus den Studios? Entschuldigung angenommen!

[ Sylvia Görke ]