Originaltitel: GOOD VIBRATIONS
GB/Irland 2012, 102 min
FSK 6
Verleih: REM
Genre: Musik, Biographie, Tragikomödie
Darsteller: Richard Dormer, Jodie Whittaker, Michael Colgan, David Wilmot
Regie: Lisa Barros D’Sa, Glenn Leyburn
Kinostart: 08.05.14
Kinobesucher mit der unfeinen Angewohnheit, schon mit der Ahnung vom Abspann den Saal zu verlassen, werden sich hier um ein paar letzte GOOD VIBRATIONS bringen. Während die Namen der künstlerisch Beteiligten durchlaufen, sind Bilder und Fakten der „echten“ zu sehen, und all das, was schon 100 Minuten zuvor dominierte, kommt nochmals auf den Punkt: Melancholie, Nostalgie, Witz. Gute Unterhaltung!
Wie war das mit dem Punk in den 70ern? „New York hatte seine Haarschnitte, London die Hosen, Belfast aber hatte den Grund.“ Sagt Terri Hooley, einer der Gottväter jener Musik, die immer auch mit Anti zu tun hatte, mit Pharmazie und Philosophie, Hals- und Beinbruch, erst recht dort, wo es gesellschaftspolitisch loderte. Belfast eben. Katholik? Ich protestiere! Straßenkampf, Wut, Haß. Hooley glaubt, seiner fast utopisch ausgleichend gesinnten Erziehung etwas Adäquates folgen lassen zu müssen. Also eröffnet er mit 40 Pfund Kaution, gestiftet von seiner herzensguten Freundin Ruth, in Belfasts Epizentrum Great Victoria Street einen Plattenladen, nennt ihn „Good Vibrations“, gründet außerdem das Label dazu, wird zum Förderer der nordirischen Punkszene, versucht überregional so gehört zu werden, daß es sich rechnet. Doch wenn es sich gerechnet hätte, wäre es nicht Terri Hooley gewesen.
Als Kind ging bei ihm etwas ins Auge. Ein Pfeil, abgeschossen von Jungs aus der Nachbarschaft. „I Saw The Light“ von Hank Williams ist fortan der Song des Glasäugigen. Terri wird DJ für auserwählte Populärmusik und nicht müde darin, an das Miteinander von Protestanten und Katholiken zu glauben. Dafür gibt es auch schon mal Gratisvinyl für verfeindete Grüppchen. Den Punk aber entdeckt er über Jungs von der Straße. „Teenage Kicks“ eben. So heißt dann der Hit jener Band, die auch BBC-Guru John Peel erweckt und auf immer mit Terri Hooley verbunden sein wird: The Undertones.
Lisa Barros D’Sa und Glenn Leyburn haben mit GOOD VIBRATIONS einen schmissigen Film mit nötigem Ernst und einnehmendem Humor gedreht. Nicht zu sehr Biopic und dem analytischen Detail verpflichtet, dafür mit unwiderstehlichem Charme. Auch so kann man von (Rock- und Sozial-)Geschichte erzählen! Mit neckischem Kommentar, Rückblenden, „Ärschen mit und ohne Gewehr“, coolen Sprüchen, viel Bier und einem Helden, der sich lange weigert, als es eng wird, dem Rat seiner Ruth zu folgen: „Terri, mach’ Dein Auge auf!“
[ Andreas Körner ]