Die Geschichte ist uns auf den Fersen, gnadenlos. Kaum gelangt uns etwas zu Bewußtsein, ist es schon historisch. Bille August, der spätestens seit DAS GEISTERHAUS als potenter Beschwörer - sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe - einer kaum verarbeiteten Vergangenheit gilt, widmet sich dem südafrikanischen Mythos Nelson Mandela, einer beinahe märchenhaften Identifikationsfigur, die zur Ikone der schwarzen Befreiungsbewegung avancierte.
Basierend auf den Erinnerungen des weißen Gefängniswärters James Gregory, der in dieser Funktion zwangsläufig zu einem der engsten Begleiter von Nelson Mandela wurde, erzählt August von einer Zwangsgemeinschaft, die mit Argwohn beginnt und in freundschaftlicher Vertrautheit endet. 1968, als Rassismus noch nicht Schimpfwort sondern Staatsraison war, wird der junge Beamte Gregory in die Haftanstalt Robben Island versetzt. Das Geld ist knapp, die süße Ehefrau anspruchsvoll und der Gefangene Nr. 1 die wichtigste Sprosse auf der Karriereleiter zum nächsten Rang. Denn Gregory spricht Xhosa, einen afrikanischen Dialekt, der ihn für den Geheimdienst unentbehrlich macht.
Der Chronologie einer wachsenden Respektsgemeinschaft folgt August bis zur Entlassung Mandelas 1990 - beflissen in den Details, aber ohne größere Differenziertheiten im Zeitkolorit. Und so ist es doch mehr ein Drama des guten Glaubens und besseren Wissens als das eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbruchs geworden. Augusts Stärke, nach wie vor, liegt in der Eingängigkeit, der selbsterklärenden Moral, die den Tod von Söhnen über die Hautfarbe der Väter stellt. Mit einer auf das Wesentliche zugespitzten Dramaturgie verfolgt er dieses Programm - nicht ohne in der psychologischen Plausibilität innerer Wandlungen Gefangene zu machen.
Durchaus und trotz alledem überzeugend an der Oberfläche, hat er jedoch Pech mit seinen Hauptdarstellern - ein leinwandfüllender Dennis Haysbert, der dem Monumentalen seiner Figur nicht entkommen kann, Joseph Fiennes, der im Zwiegespaltenen seines Charakters nie so recht ankommt, und - schon wieder - Diane Kruger, die wohl die Eigenschaften einer unbedarften Vorortehefrau mitbringt, aber nichts, was sonst von Interesse wäre.
Originaltitel: GOODBYE, BAFANA
D/Belgien/F/Südafrika/I/GB 2007, 117 min
Verleih: X Verleih
Genre: Drama, Biographie, Polit
Darsteller: Joseph Fiennes, Dennis Haysbert, Diane Kruger, Faith Ndukwana
Regie: Bille August
Kinostart: 12.04.07
[ Sylvia Görke ]