Originaltitel: THE CIDER HOUSE RULES
USA 2000, 131 min
Verleih: Kinowelt
Genre: Literaturverfilmung, Erwachsenwerden, Drama
Darsteller: Michael Caine, Tobey Maguire, Charlize Theron
Regie: Lasse Hallström
Kinostart: 16.03.00
Ein kauziger aber warmherziger Typ, dieser Dr. Larch. Mit grenzenloser Energie und Menschenliebe leitet er das Waisenhaus St. Cloud. Besonders der kleine Homer Wells wächst ihm ans Herz. Schon bald beginnt Larch, ihm alles über Medizin beizubringen, denn St. Cloud fungiert auch als Hospital für illegale Abtreibungen. Doch der heranwachsende Homer sieht diese Eingriffe als moralisch bedenkenswert. Da er Larch aber als Vaterfigur verehrt, läßt er sich von dessen Argumenten in puncto Humanität überzeugen. Als erwachsener Mann verläßt Homer St. Cloud. Den kleinen Waisenjungen Buster schmerzt dieser Abschied besonders, da Homer sein engster Freund ist. Homer eröffnet sich eine Welt voller neuer Perspektiven: er lernt Rassenunterschiede kennen, erlebt nie dagewesene Abenteuer und verliebt sich zum ersten Mal - ausgerechnet in Candy, deren Freund als Soldat in den Zweiten Weltkrieg muß. Er arbeitet als Apfelpflücker und staunt über die Weltoffenheit der schönen Candy. In einem Autokino kommen sie sich erstmals näher. Schon bald sieht sich der naive Homer einer großen Verantwortung ausgesetzt. Seine medizinischen Fähigkeiten könnten gebraucht werden, denn eine Plantagenarbeiterin ist schwanger. Vom eigenen Vater...
Tiefe Verbeugung vor Lasse Hallström für den Mut, sich an einen derart komplexen und typischen John-Irving-Stoff zu wagen. Doch er hat die Vielschichtigkeit voll im Griff. Ihm gelingt, es das Leben der Figuren nachvollziehbar aufzubauen, bei aller Fragwürdigkeit ihrer Motive. Als Dirigent einer wunderschönen Fabel über Erwachsenwerden, Freundschaft und Moral zieht er alle Register, um sein Publikum nicht vom Ursinn der Irvingschen Vision abzulenken: Menschlichkeit über alles! Trotz großer emotionaler Momente, besonders wenn Homer als junger, aber gereifter Mann nach St. Cloud zu den Kindern zurückkehrt, begibt er sich nie in die Nähe kitschiger Tränenseligkeit. Daß man trotzdem heult im Kino, liegt an der wunderbar bebilderten Traurigkeit, daß das Leben für einige ziemlich beschissen verläuft und an der tiefverwurzelten Hoffnung auf einen Funken Wärme im Miteinander.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.