Originaltitel: GRAN TORINO
USA 2008, 116 min
FSK 12
Verleih: Warner
Genre: Drama
Darsteller: Clint Eastwood, Christopher Carley, Bee Vang, Ahney Her
Regie: Clint Eastwood
Kinostart: 05.03.09
Würde man sich für eine Kritik zu einem Clint-Eastwood-Film dessen Habitus und Ton anpassen, müßte man sich das Schwärmerische verbieten. Es paßt nicht zu Eastwood. Wie aber sprechen über dieses Kino, das so souverän in sich selbst ruht? Das nichts mehr beweisen muß, in dem man Sorgfalt und Liebe und Können in jeder verdammten Szene, jeder Kameraeinstellung spürt. Dieses Kino, das so uramerikanisch episch, so lakonisch wehmütig ist, daß es immer ein wenig unzeitgemäß wirkt – aus dem einfachen Grund, weil es Zeitlosigkeit atmet. Nicht, daß es in der Karriere dieses Mannes keine lausigen Filme gibt. Und wenn schon! Die wiegen ja allein die zwei aktuellen Eastwood-Arbeiten schon wieder auf. Neben dem kürzlich gestarteten DER FALSCHE SOHN ist das jetzt GRAN TORINO. Der Film, mit dem Eastwood im Alter von 78 Jahren Abschied von der Schauspielerei nimmt. Und das so, wie es eben nur Eastwood kann.
Walt Kowalski, Koreakriegsveteran und Witwer, ist ein knurriger Hund, der weiß Gott auch beißt. In einem Detroiter Vorort ist er die letzte Bastion des weißen, konservativen Amerika. Eingekreist von Schwarzen, Latinos und: Koreanern. Daß der alte Feind jetzt in Form einer Großfamilie im Nebengrundstück haust, registriert Walt mit stoischer Verachtung. Kontakt zu den Nachbarn bekommt er dennoch: Um bei einer Jugendgang zu punkten, bricht Teenager Thao in Walts Garage ein. Objekt der Begierde: ein 72er Ford Gran Torino. Daß den sich der alte Haudegen freilich nicht einfach so klauen läßt, muß Thao schmerzhaft erfahren. Und dennoch erwächst aus dieser Begegnung eine Annäherung, aus der Gewalt eine Freundschaft – die wieder in Gewalt münden wird.
Was für ein Abgang! Das mag man denken, wenn zum Schluß Eastwood mit brüchig-rauher Stimme das schwermütige Titelstück – eine Jazzballade – intoniert. Da läuft schon der Abspann und kurz zuvor wurde noch getan, was getan werden mußte. Wurde noch – effektvoll zu Kamerauntersicht und Trommelwirbel – zum Gewehr gegriffen. Und man saß im Kinosessel und sagte: Ja, zeig es den miesen Drecksäcken! Und er zeigt es ihnen. Nur anders als erwartet. Und sich dennoch in jeglicher Hinsicht treu bleibend.
GRAN TORINO bietet einen grandiosen letzten Gang (den man vielleicht gerne als letzten Ritt gesehen hätte – aber man kann nicht alles haben). GRAN TORINO ist Eastwoods wunderbarer Abschiedsakkord von seiner Arbeit als Schauspieler. Nicht zu schwärmen geht daher nicht.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.