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Greenfingers

Das Glück liegt auf der Wiese

Eigentlich sind Knackis doch erzsympathische Menschen, verkannte Sonnenscheine und liebesbedürftige Welpen. Tätowiert vielleicht, aber knuddelig. Was soll’s, daß da jemand mal gemordet hat, ein bißchen gedealt, vielleicht geklaut, gar vergewaltigt? Kommt doch nicht wieder vor! So halbstark-zynisch den wahren Charakter von GREENFINGERS zu unterwandern, hat Joel Hershmans Film nicht verdient, denn bei aller luftigen Interpretationsverfügung ist sein Werk vor allem eins: sehr schön! Der introvertierte Colin darf aus dem klassischen Mauerbau als Proband mit einigen anderen Knastbrüdern in einen von der Regierung geförderten freien Strafvollzug. Dort geht’s zu, wie bei den meisten nicht einmal im Urlaub.

Nun ist Colin so ein Blümchenfreund, und als eines Tages dem Direktor der liberalen Besserungsanstalt violett schimmernde Veilchen vors Auge treten, schlägt auch dessen Floristenherz schneller. Ein Garten muß her! Colin und drei Mitstreiter erhalten die Chance, aus ihrem Leben was zu machen. Das Gefängnis verwandelt sich in ein duftendes Eden. Dies ruft bald Großbritanniens Botanik-Ikone Woodhouse auf den Plan. Sie staunt nicht schlecht über den sprichwörtlichen grünen Daumen der sozial Gestrauchelten. Was folgt ist der steingärtnerische Weg zur Teilnahme an Englands größter Gartenshow, der Kampf gegen bornierte Staatsbeamte und der Blick ins Auge der Liebe: Colin hat schüchterne Bande mit der Tochter von Mrs. Woodhouse geknüpft. Und die heißt natürlich Primrose. Wie sonst ...

Gott sei Dank verkneift sich Hershman in diesem amüsanten Knastklamauk die etwas altbackene Schrulligkeit, die zuweilen in GRAS-GEFLÜSTER, wo auch das Glück in den Pflanzen lag, nervte. GREENFINGERS ist eher charmant kauzig und perfekt nuanciert. Die kühne Idee, mal einen anderen Weg zu gehen, wird spielerisch und dennoch seriös umgesetzt. Natürlich könnte es passieren, daß engstirnige Soziologiestudentinnen in diesem frechen Kinostück gar einen eklatanten Mangel an Authentizität ausmachen. Aber das geht denen im Leben ja auch so.

Originaltitel: GREENFINGERS

GB 2000, 91 min
Verleih: AFM

Genre: Komödie

Darsteller: Clive Owen, Helen Mirren, Natasha Little

Regie: Joel Hershman

Kinostart: 14.02.02

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.