D 2024, 84 min
FSK 6
Verleih: Farbfilm

Genre: Abenteuer, Kinderfilm

Darsteller: Theo Kretschmer, Lilli Lacher, Michael Wittenborn

Regie: Sarah Winkenstette

Kinostart: 08.05.25

Grüße vom Mars

Sehr gern zurück!

Tom (10) lehnt 54 der 72 ihm bekannten Rottöne ebenso ab wie Veränderungen, möchte exakt 18:30 Uhr Abendbrot essen, aber nicht berührt werden. Weltraumexperte, Halbwaise und – man ahnt’s – Autist. Gerade muß seine ankergleiche Mama verreisen und ihn zu den Großeltern aufs Land bringen, er läßt dies nur zu, weil sie anregt, es als Marsmission zu betrachten, Einstimmung auf später, wenn er Astronaut ist. Tom bereitet sich bestens vor, doch in der Pampa geht’s natürlich trotzdem rund.

Egal, daß mancher Handlungsschwenk recht hingeschrieben wirkt, die Inszenierung teils hoppelt, sich einige Figuren wenig entfalten. Denn wahre Stärke liegt im empathischen Gespür der Regisseurin Sarah Winkenstette, einer Behutsamkeit, die es nirgends nötig hat, aus Tom eine Totalherausforderung zu destillieren. Es gibt keine häufiger bemühten Filmversatzstücke à la die permanent an Überforderungsabgründe geführte Familie, von pauschalem Unverständnis erfüllte Umwelt sowie Dringlichkeit, sich mehr um Anpassung zu bemühen. Stattdessen beeindruckt, wie Winkenstette zwar auch Toms Mutter Momente am Rande des Nervenzusammenbruchs zugesteht, sie kurz darauf indes wieder Lösungen findet: Der Knabe kann nicht durch die rote Tür treten? Wir nehmen nach Umwegsmarsch den Hintereingang.

Winkenstette erlaubt Tom, einfach akzeptiert zu sein, obwohl er nicht bloß anders, sondern – audiovisuell sorgfältig illustriert – oft zu laut tickt, Ende der nie geführten Diskussion. Fast ließe das vergessen, daß Oma Hanna parallel noch mit dem Verlust ihres Sohnes kämpft; erneut zurückgenommen einfühlsam beobachtet, fern kreischiger Enthüllungsgazettengier.

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...

Grüße vom Mars ab heute im Kino in Leipzig