Originaltitel: HAIL, CAESAR!

USA 2016, 107 min
FSK 0
Verleih: Universal

Genre: Satire, Komödie, Krimi

Darsteller: George Clooney, Ralph Fiennes, Scarlett Johansson, Frances McDormand, Tilda Swinton

Stab:
Regie: Ethan Coen, Joel Coen
Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen

Kinostart: 18.02.16

11 Bewertungen

Hail, Caesar!

Hollywood, wie es singt und tanzt

„Ja, New York!“ – mit diesem erstaunten Ausruf führte vor nunmehr 22 Jahren eine Erzählerstimme in den Coen-Slapstickspaß namens HUDSUCKER – DER GROSSE SPRUNG ein. Ein ironischer Kommentar des Offensichtlichen. Denn wir sahen doch selbst: Manhattan, ein verschneites Manhattan der 50er, wie wir es aus 100 Filmen kennen – nur noch ein My mehr auf Manhattan gemacht.

Eine ähnliche Gleichzeitigkeit von historischer Distanz und Nähe stellt auch HAIL, CAESAR! her. Wieder gibt es einen Erzähler, der uns in die 50er entführt, und er hätte getrost mit „Ja, Hollywood!“ beginnen können. Hieß ein Slogan in HUDSUCKER „The Future Is Now“, erhält nun der Studioleiter Eddie Mannix einen „Anruf aus der Zukunft.“ „Zukunft“ nennt sich ein Geheimbund kommunistischer Drehbuchautoren, die gerade den großen Star Baird Whitlock, gespielt vom großen Star George Clooney, im Römerkostüm mitten aus den Dreharbeiten zu einem gigantischen Sandalenfilm entführt haben.

Aber eigentlich sind es die Coens selbst, die hier aus der Zukunft anrufen und ein Hollywood an den Apparat bitten, das eben seinen ersten Zenit überschritten hat. Das kapitalistische Studiosystem erzeugt Stangenware und reproduziert sich selbst: ein Western-Singspiel hier, ein Tap-Dance-Spektakel mit Matrosen dort, ein Liebesfilm im nächsten Studio. Jede Produktion mit einem eigenen Problem behaftet, das nur Eddie Mannix lösten kann: Geld für die Entführer beschaffen, einen Cowboy-Star in einen Smoking-Film umbesetzen, den Ruf einer alleinerziehenden Schauspielerin retten, die Klatschpresse abwehren, die stets in doppelter Gestalt kommt (Tilda Swinton als Zwillingsschwestern), und vieles mehr.

Mit Mannix hüpfen wir von Halle zu Halle, und überall inszenieren die Coens einen kleinen Film im Film, als wollten sie gerne mal alle klassischen Genres auf einmal ausprobieren, zaubern hier einen furiosen Anfang, dort ein melodramatisches Ende, fügen noch eine Brise Film noir in die Rahmenhandlung ein. Man weiß nur nicht recht, ob diese Revue nun eine Hommage oder eine Persiflage sein soll, und warum es von Mannix, der doch eigentlich alles zusammenhalten müßte, nichts Spannenderes zu erzählen gibt, als daß er versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Filmwissenschaftler können sich hier nun über die Repräsentanz der Repräsentanz verbreiten. Alle anderen einfach die Lacher mitnehmen oder die Stars bewundern, die ihren Gastauftritt haben. Und denken: ja, Hollywood.

[ Lars Meyer ] Im Zweifelsfall mag Lars lieber alte Filme. Seine persönlichen Klassiker: Filme von Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Woody Allen, Billy Wilder, Buster Keaton, Sergio Leone und diverse Western. Und zu den „Neuen“ gehören Filme von Kim Ki-Duk, Paul Thomas Anderson, Laurent Cantet, Ulrich Seidl, überhaupt Österreichisches und Skandinavisches, außerdem Dokfilme, die mit Bildern arbeiten statt mit Kommentaren. Filme zwischen den Genres. Und ganz viel mehr ...