Originaltitel: HALLELUJAH: LEONARD COHEN, A JOURNEY, A SONG

USA 2021, 118 min
FSK 0
Verleih: Prokino

Genre: Dokumentation, Musik

Regie: Daniel Geller, Dayna Goldfine

Kinostart: 17.11.22

2 Bewertungen

Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song

Das Mehr im Weniger

150 Strophen sollen von dem Song existieren. Der natürlich, wie immer bei Leonard Cohen, vor allem auch ein Gedicht ist. Oder eben ein „Gesang“ im tradierten Sinne. Erzählung und Beschwörung, ein wenig Gebet, ein wenig Blasphemie (oh, diese sexuellen Anspielungen!), ziemlich gravitätisch und zugleich lakonisch.

Zumindest in der Originalfassung. Denn Cohens Song „Hallelujah“, 1984 auf dem Album „Various Positions“ erschienen (mit sechs Strophen!), gehört zu den am meisten gecoverten der Musikgeschichte. Ist Teil dessen, was man „kulturelles Gedächtnis“ nennt. Und das, obwohl es damals für den Song und die ganze Platte gleich mit erst einmal ziemlich mau aussah.

Warum – auch das erfährt man in HALLELUJAH, einer zwar recht konventionell gestrickten, aber doch kurzweiligen Doku über die Geschichte dieses Liedes. Und die Cohens natürlich mit. Von dem gibt es hier viele schöne Aufnahmen vor allem zu sehen, während „Hallelujah“ in -zig Coverfassungen so oft dudelt, daß man Cohens ironischen Kommentar zum „Hallelujah“-Hype sofort unterschreiben möchte: „Vielleicht sollte der Song mal eine Weile nicht mehr gesungen werden.“

Andrerseits kann man dabei gut lernen (hören), was fast alle diese Cover-Fassungen falsch machen: Sie tragen zu dick auf. Zu viel emotionaler Bombast. Sie haben den Meister-Song zwar gecovert, aber den Meister nicht verstanden. Grandiose Ausnahme: John Cales Adaption. Ein Mann, ein Klavier und die Kunst des „Weniger ist mehr“. Gilt für die Anzahl von Strophen – und für die Art, wie man sie singt, sowieso.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.