Originaltitel: HAUNT
USA 2019, 92 min
FSK 18
Verleih: Splendid
Genre: Thriller, Psycho, Killer
Darsteller: Katie Stevens, Will Brittain, Shazi Raja, Lauryn Alisa McClain
Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Kinostart: 31.10.19
Wenig beließ A QUIET PLACE anderthalb Jahre später in der Erinnerung, ausgenommen die Nagelszene selbstverständlich – da wanden sich sogar erfahrene Schreckensanbeter im Kinosessel. Und man fragt sich: Was wäre wohl aus dem zwar recht gelungenen, aber letztlich überpolierten Familien-Alienhorror-Drama geworden, hätte Regisseur John Krasinski aufs Bearbeiten des Skripts verzichtet, es einfach ungebügelt verfilmt? Die Antwort liefert nun eventuell HALLOWEEN HAUNT desselben Drehbuchduos.
Handlungstechnisch gibt’s gewiß kaum bloß einen kleinen, kaputten Blumentopf zu gewinnen: Es auf den großen Halloween-Kick anlegend, verschlägt es einige Jugendliche zum Horrorhaus irgendwo im Niemandsland, purer Nervenkitzel soll geboten werden, und nachdem sie – Fehler, klar! – am Eingang ihre Mobiltelefone abgegeben haben, geht’s rein ins Gemäuer. Zunächst schlaffe Geisterbahnkopie, gerät die zum Labyrinth umgemodelte Bude bald zur Todesfalle, weil ein Rudel irrer Killer den innenarchitektonischen Ausbau verantwortete …
Und wenn die dann zu ziemlich blutigem Werke schreiten, fordern wir weder halbwegs umsichtiges Verhalten angesichts höchster Gefahr noch stringente Logik. Wir erlauben dem Jungvolk mimische Defizite und ignorieren vermeintlich spannungstreibende Ideen, welche praktisch jedoch als müder Kinkerlitz verenden. Stattdessen schauen wir zwei Nerds beim Austoben zu: Im TV läuft natürlich NIGHT OF THE LIVING DEAD, der HUMAN CENTIPEDE-Gag kommt unverhofft gut, ebenso zündet mancher Social-Media-Seitenhieb (nur eine Yelp-Bewertung!). Und vor allem knallt’s einigermaßen ordentlich mitten ins Gesicht. Das betrifft zwischendrin schon mal eine Forke, und es gibt vorher keine Diskussion, keinen minutenlang gedehnten Fluchtversuch, keine an Hitchcocks Lehren orientierte Suspense-Hatz – der Mord geschieht brutal direkt. Was auch sämtliche anderen Gewaltspitzen durchexerzieren, kurz und heftig plaziert, auf den groben Fiesheitspunkt erhitzt, abgerissene Handflächen hier, zerschmetterter Kopf dort.
Sein Low Budget kaschiert das Setting durchaus souverän, Klaustrophobie lauert allerorts, und wir fühlen uns zurückversetzt, schnuppern selig plötzlich herbeiwehende Aromen der 70er bis frühen 80er, in denen Typen wie Tobe Hooper Bahnhofskinohausmannskost à la EATEN ALIVE! oder THE FUNHOUSE servierten. Billig, deftig, von Genre-Freaks für Ihresgleichen.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...