Man erinnert sich: HALLOWEEN H20 endete, indem Laurie Strode ihren mörderischen Bruder Michael Myers enthauptete, auf daß er in Unfrieden ruhen möge. Clevere Zeitgenossen fragen jetzt berechtigt und verstört, wie er angesichts solch endgültiger Amputation zum nunmehr 8. Male seiner Lieblingsbeschäftigung (Ermordung zufällig anwesender Mitbürger im Bemühen, seine gesamte Sippschaft auszurotten) nachgehen kann. Ganz einfach: Laurie hat damals versehentlich einen unschuldigen Polizisten ins Jenseits geschickt! So weit, so haarsträubend. Wer erwartet schon Logik?
Seit diesem verhängnisvollen Tag dämmert Laurie scheinbar katatonisch in einer Heilanstalt dahin, doch sämtliche Lebensgeister erwachen, als Michael ihre Zimmertür aus den Angeln hebelt. Der Geschwisterkrieg tobt ein letztes Mal – Laurie zieht den Kürzeren. Nun, da er das Familienalbum definitiv zuklappen darf, verschenkt Michael generös sein Messer und tritt den Weg gen Haddonfield an, zurück ins traute Heim, um sich zur verdienten Ruhe zu setzen. Was er nicht weiß: Sechs Studenten möchten, von unzähligen überall im Gebäude angebrachten Kameras gefilmt, gerade diese Nacht in der Myers-Residenz verbringen – Idee einer Reality-Show, welche direkt ins Internet übertragen wird. Halloween im Geburtshaus des legendären Serienkillers feiern, voll cool! Michael sieht das erwartungsgemäß anders, mag sich gar nicht mit den ungebetenen Gästen anfreunden. Auf ins Gemetzel, für alle live zu verfolgen am PC!
Die gelungene Modernisierung der klassischen Horrorserie ändert natürlich nichts daran, daß nach Jamie Lee Curtis’ furiosem Gastauftritt jegliche Spannung solidarisch mit von Bord geht. Dafür entschädigen umso heftigere Schockszenen – falls Verleih und Zensurbehörde darauf verzichten, fix die jugendschützende Schere anzusetzen, dürfen Freunde der härteren Gangart den Starttermin blutrot im Kalender markieren. Hier wird gesplattert, bis der Totengräber kommt – altmodisches Erstechen fällt noch unter "Schön sterben". Soll heißen: Moralempfinden hin oder her – eine wunderbar matschige, ebenso krasse wie unterhaltsame Schlachteplatte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Originaltitel: HALLOWEEN: RESURRECTION
USA 2002, 92 min
FSK 18
Verleih: Highlight
Genre: Horror
Darsteller: Brad Loree, Busta Rhymes, Bianca Kajlich, Sean Patrick Tomas, Jamie Lee Curtis
Regie: Rick Rosenthal
Kinostart: 07.11.02
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...