Darf man einen unpolitischen Film über Nordkorea machen? Oder kann man das überhaupt? Über ein Land, das sich selbst als demokratische Volksrepublik bezeichnet, tatsächlich aber eher einer Diktatur gleicht. Ein Land, in dem der höchste staatliche Posten der des Militärchefs ist, weil alle Belange des Volkes dem Schutz der revolutionären Führung unterzuordnen sind. Was das außenpolitisch bedeutet, konnte man in den letzten Jahren in den Nachrichten verfolgen. Was es für die Menschen im Land bedeutet, hätte dieser Film zeigen können. Tut er aber nicht.
Stattdessen beschwört er ein asiatisches Sommermärchen herauf, läßt sich in oberflächlichen Interviews von vier ehemaligen Topspielerinnen der ersten Frauenfußballgeneration Erfolge berichten und Orden zeigen und bebildert das Ganze reichhaltig mit Archivmaterial des Fernsehens. Das ist insofern interessant, weil man daran sehen kann, wie weit die ideologische Erziehung in das Leben der Menschen eingreift. All das bleibt aber unkommentiert. Die Kamera verhält sich wie die Menschen, die sie eigentlich porträtieren will: Sie steht in Interviews stramm in der Reihe, dokumentiert unreflektiert und ohne Emotionen. In der Stadt macht sie sich klein unter dem riesigen Denkmal des ewigen Führers, der schon in den Erzählungen der Frauen allgegenwärtig ist. Denn trainiert, gespielt und gesiegt wird nur für ihn.
Ab und an kommt dann doch die Hoffnung auf, die ganze, von höchster Ebene als propagandistische Lektion für die Feinde in der Welt geplante Aktion hätte vielleicht ein Eigenleben entwickelt und die Frauen zu einem nicht geplanten emanzipatorischen Schritt angeregt. Am Ende gliedern sie sich aber doch wieder in die reaktionären Gepflogenheiten des Landes ein und „folgen dem Mann wie ein Faden der Nadel.“
Jenen, die in der DDR aufgewachsen sind, sollte hier einiges bekannt vorkommen. Jungpioniere etwa, die im Morgengrauen das Denkmal des Helden reinigen. Oder Erzieherinnen, die mit Kindern die Lebensdaten dieses Helden auswendig lernen. Für alle anderen mag das skurril oder absurd anmuten, und manchem mag auch auffallen, daß die Aussagen der Frauen wie auswendig gelernte Phrasen klingen. Doch all das ist noch keine Kritik am Staat. Und die wäre, bei aller Liebe zum und beim Interesse am Fußball, angebracht gewesen.
Originaltitel: HANA, DUL, SED
Österreich 2009, 98 min
Verleih: Real Fiction
Genre: Dokumentation, Polit, Sport
Regie: Brigitte Weich
Kinostart: 30.06.11
[ Marcel Ahrenholz ] Marcel mag Filme, die sich nicht blind an Regeln halten und mit Leidenschaft zum Medium hergestellt werden. Zu seinen großen Helden zählen deshalb vor allem Ingmar Bergman, Andrej Tarkowskij, Michelangelo Antonioni, Claude Sautet, Krzysztof Kieslowski, Alain Resnais. Aber auch Bela Tarr, Theo Angelopoulos, Darren Aronofsky, Francois Ozon, Jim Jarmusch, Christopher Nolan, Jonathan Glazer, Jane Campion, Gus van Sant und A.G. Innaritu. Und, er findet Chaplin genauso gut wie Keaton ...