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Hannibals Kinder

Roadmovie-Groteske quer durch Italien

Der Norden ist furchtbar: kein Lächeln, keine Sonne, keine Arbeit. Also faßt der frustriert-wollmützige, junge Süditaliener Domenico einen verzweifelten Entschluß: Er überfällt ängstlich eine Bank im Grenzstädtchen Como und will sich dann mit der Beute in die Schweiz absetzen - wo vielleicht doch Milch und Honig fließen. Sein Gansterdebüt verläuft allerdings nicht ganz nach Plan. Auf der Flucht hat er eine quicklebendige Geisel am Hals, den völlig verschuldeten Geschäfts- und Lebemann Tommasino. Dieser wittert die einmalige Befreiungschance von Gläubigern und öder Ehe, übernimmt plötzlich das Kommando und reißt das Ruder um genau 180 Grad herum - "Nach Süden!" heißt es nun, der Beginn einer aberwitzigen Reise und einer bizarren Freundschaft. Zu dem Duo gesellen sich später Tommasos eigenwillige Tochter, Domenicos nicht minder starrköpfige, blinde Schwester sowie ein Dorfpolizist namens Orfeo, der sich in Tommaso verliebt. Die Sache wird kompliziert...

Davide Ferrario liefert endlich wieder einmal ein frisches, weil selbstironisches statt opulent-melodramatisches Stück italienisches Erzählkino, hervorragend geeignet für einen kurzweiligen Sommerabend - sofern man nur ein bißchen Süden in der Brust verspürt. Seine rasant-skurrile Roadmovie-Variation zeichnet liebevoll und spannend freakige Außenseiter-Charaktere, die im anarchistischen Abenteuer Freundschaft schließen, trotz aller Gegensätze. Leichtfüßiger Humor in den Dialogen, ein Plot voller überraschender Wendungen, wunderschön eingefangene Schauplätze, spröde Reflexionen über Extreme, Grenzverletzungen, Fluchten, ein Hauch Surreales à la Fellini, zwei Hauptakteure, deren komisches Talent sich frappierend gegenseitig anstachelt. Mühelos überzeugt dieser mediterrane Possenstreich von der alten Weisheit, daß im Norden vielleicht das Geld ist - im Süden aber das Leben.

[ Anne Riordan

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