Originaltitel: HAPPY ENDING

DK 2018, 95 min
FSK 12
Verleih: Camino

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Birte Neumann, Kurt Ravn, Charlotte Sieling

Regie: Hella Joof

Kinostart: 07.11.19

1 Bewertung

Happy Ending

Seifen-Opa

Wer banale Altherren- und Altdamen-Liebeleien mag, konnte sich jahrelang an der Geschichte von Daniel und Elisabeth aus der Ur-Suppe von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ erfreuen. Ähnlich belanglos, dafür aber mit nachdenklichem Anstrich, kommt nun das komödiantische Trennungsdrama HAPPY ENDING der dänischen Regisseurin Hella Joof daher.

Als Peter zur Freude seiner Ehefrau Helle endlich in den Ruhestand geht und nun theoretisch Zeit für Reisen und Schaukelstuhl hätte, ist der 71jährige mit diesem Schicksal mal so gar nicht einverstanden. Nein, da nimmt er doch lieber, ohne nachzufragen, die gemeinsamen Ersparnisse und investiert sie in ein österreichisches Weingut. Der edle Tropfen bringt das Faß zum Überlaufen: Helles Empörung kontert Peter schlagfertig mit Trennung – nach 50 Jahren Ehe. „Sobald sie den Mund aufmacht, weiß ich, was sie sagen wird“, beschreibt der Abtrünnige sein Verhältnis zur Noch-Gattin. So herrscht tagelang Tristesse, antriebslos wirft Helle auch schon mal das klingelnde Telefon ins Blumenwasser. Dann aber die Einsicht: Es ist nie zu spät! Hör’ auf Deine innere Stimme! Leb’ Dein Leben jetzt! Unsere Protagonisten lassen, jeder auf seine Weise, noch mal so richtig die Fetzen fliegen. Der Zusatztitel von HAPPY ENDING lautet: „70 ist das neue 70.“ Welch ein Sinnbild, dieser Film ist die Entdeckung des Altbekannten.

Dabei meinen es die Filmemacher doch eigentlich nur gut. Drehbuchautorin Mette Heeno verarbeitete mit dem Skript die Geschichte ihrer Eltern. Auch deren Ehe zerbrach im hohen Alter. Der Film will uns förmlich zurufen: Es ist in Ordnung, sich den Leerlauf einer Beziehung einzugestehen, ganz egal, wie spät das passiert! Etwas mehr Facettenreichtum und Wumms kann man vom Kino aber schon erwarten. Weder Lacher noch Taschentuchmomente sind hier groß zu finden. Während unsere zwei Hauptfiguren also ins kalte Wasser springen und ein Wagnis eingehen, läßt die Regisseurin jene Risikofreude vermissen.

Ärgerlich ist außerdem die verquere Farbästhetik. Sättigungs- und Kontrastregler scheinen mal wieder davongelaufen zu sein: Gesichter wie gare Steaks prangen vor kühlen Settings wie aus einer Badreiniger-Werbung. Eine eher nach Shopping-TV klingende deutsche Synchronisation rundet das Bild erschreckend perfekt ab. Vitale Senioren erkennt man daran, daß sie diesen Film meiden werden.

[ Hieronymus Hölzig ]