Originaltitel: COLD PURSUIT
GB 2019, 119 min
FSK 16
Verleih: StudioCanal
Genre: Action, Thriller, Komödie
Darsteller: Liam Neeson, Emmy Rossum, Laura Dern, John Doman, Tom Bateman
Regie: Hans Petter Moland
Kinostart: 28.02.19
Ja, das nächste US-Remake! Fällt jetzt allerdings nicht so stark ins Gewicht, weil die Basis EINER NACH DEM ANDEREN anno 2014 hierzulande verschwindend geringe 92.000 Zuschauer fand. Haben also definitiv zu wenige gesehen, Vergleiche erübrigen sich daher eigentlich. Dachte wohl auch Hans Petter Moland und kopierte seinen eigenen Film, teilweise detailgetreu.
Da verraten beispielsweise erneut aufpoppende Todesanzeigen, wer gerade endgültig den Löffel wirft, eine nicht zu vernachlässigende Übersichtshilfe angesichts des stetig anwachsenden Leichenberges, von Nels Coxman aufgetürmt. Kein Auftragskiller, sondern kreuzbraver „Bürger des Jahres“, unbescholtener Schneepfluglenker – bis ein Drogenboß Coxmans Sohn erst rekrutiert und anschließend umbringen läßt. Ein Mann sieht mal wieder rot, und wer eignet sich dafür in idealer Weise? Richtig: Liam Neeson, die unablässig nach Rache dürstende Kampfmaschine Baujahr 1952, das zur groben Verzerrung neigende Einheitsgesicht, der mimische Minimalist! Grundsätzlich hätte man an dieser Stelle bereits alles Relevante gesagt, Erinnerungsfetzen an dreimal 96 HOURS sowie fast das gesamte Œuvre Jaume Collet-Serras ziehen vorbei. Doch Moland verortet sich in anderen Regie-Ligen, selbst wenn er Laura Dern als nur sekundenkurz dezent relevante Gattin ohne Gnade verheizt.
Da stört es bald kaum mehr, daß Neeson so ziemlich sämtliche Coxman widerfahrende Unbill – Identifizierung des ermordeten Sprößlings, erster Mord etc. – mit zusammengekniffenen Augenbrauen und sonst nix quittiert. Molands großartiges Bildergespür, die ungeachtet jeder (bemüht) fiesen Komik kalte Atmosphäre, wirklich ans Eingemachte gehende Eruptionen verzweifelter Gewalt sind die wohlschmeckenderen Zutaten eines gepfefferten Genremixes, welcher im Direktvergleich zum Original ernster wirkt, manchmal gar verbissener. Obwohl zumindest der Yelp-Gag in entspannter Unerwartbarkeit tatsächlich zum spontanen Losgrölen einlädt …
Solche furztrockenen Hinrotzungen beweisen inszenatorische Klasse, völlig gegensätzlich zu feuchtem hollywoodeskem Gefühlsgedusel, in dessen Glitschigkeit Neeson unter anderem Gute-Nacht-Geschichten verliest – man beachte spaßeshalber die Bewegung der Augenbrauen. Derartige Vergebungshudelei mag einfach nirgendwo zur beiläufigen Selbstverständlichkeit des Tötens passen, aus der Moland abermals (s)eine fiese Kunstform generiert.
[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...