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Haus der 1000 Leichen

Verstörender Blick in ein Nihilistenhirn

Ein Horrorfilm-Zitat besagt: "Sei vorsichtig mit Deinen Wünschen – sie könnten in Erfüllung gehen!" Die zwei reisenden Pärchen, welche unbedingt mehr von Serienkillern erfahren möchten, ahnen nicht, wie sehr dies auf sie zutrifft. So sind die Vier begeistert, als ihnen irgendwo im Niemandsland der sonderbare Captain Spaulding Informationen über Psychopathen zu liefern verspricht. Eine Straßenkarte kriegt der Trupp gleich mitgemalt; offensichtlich führen alle Wege Richtung "einsames Haus am Arsch der Welt", in dessen Nähe man kurz darauf eine wenig zufällige Autopanne erleidet. Hilfe suchen die Jugendlichen bei der dort wohnenden Familie – womit die Hölle auf Erden losbricht.

Was jede zweite Videopremiere verspricht, wird hier Realität: Dieser Film erzeugt Angst. Und zwar nicht die aus oberflächlichen Veräußerlichungen entstehende Art von Furcht – zumal es relativ unblutig zur Sache geht –, sondern vielmehr das nackte Entsetzen, welches seinen Ursprung tief im Rückenmark findet. Zynismus reinster Form dominiert, wenn zur Entdeckung des Massenmordes an Cheerleadern "I Remember You" aus den Lautsprechern schmalzt, der irre Clan seine Opfer im Kaninchenkostüm übers Feld jagt oder sich eine Erschießungsszene bis zum Unerträglichen dehnt. Rob Zombies Regiedebüt zelebriert voller Hohn das Grauen als allgegenwärtig; vom furiosen Beginn bis zum konsequent finsteren Finale regiert totale Hoffnungslosigkeit, gibt es keinen noch so winzigen Augenblick der Erlösung, ist Überleben nicht Glückssache, sondern schlicht unmöglich. Willkommen im Mikrokosmos modernen Wahnsinns.

Die US-Kritik spie ob solcher Kompromißlosigkeit bereits Gift und Galle; mancher Rezensent sah gar "das widerwärtigste Machwerk aller Zeiten." Es stimmt: Bei HAUS DER 1000 LEICHEN dürfte es sich um das Abartigste handeln, was jemals über die große Leinwand flimmerte. Fraglich bleibt dennoch, inwiefern derart massive Wut als Antwort auf empfundenes Unbehagen und nicht zuletzt Abwehrreaktion einer Gesellschaft zwischen innovativer Sandwich-Belegung, Star-Gedöns und potentiellem Krieg gewertet werden muß. Schließlich können auch Filme nur so pervers sein wie die Epoche, in der sie entstehen.

Originaltitel: HOUSE OF 1000 CORPSES

USA 2003, 88 min
FSK 18
Verleih: Alamode

Genre: Horror

Darsteller: Sid Haig, Bill Moseley, Sheri Moon, Karen Black, Chris Hardwick

Stab:
Regie: Rob Zombie
Drehbuch: Rob Zombie

Kinostart: 29.01.04

[ Frank Blessin ] Frank mag Trash, Grenzgängerisches und Filme, in denen gar nicht viel passiert, weil menschliche Befindlichkeiten Thema sind. Russ Meyer steht deshalb fast so hoch im Kurs wie Krzysztof Kieslowski. Frank kann außerdem GEFÄHRLICHE LIEBSCHAFTEN mitsprechen und wird IM GLASKÄFIG nie vergessen ...