Originaltitel: CLOSER
USA 2004, 105 min
Verleih: Columbia
Genre: Drama, Liebe
Darsteller: Julia Roberts, Jude Law, Clive Owen, Nathalie Portman
Regie: Mike Nichols
Kinostart: 13.01.05
Rein rechnerisch ist Mike Nichols schon seit über 8 Jahren im Ruhestand. Und trotzdem dreht er weiter fleißig Filme. Mit einer beinahe als verbissen zu bezeichnenden Hartnäckigkeit demontiert Nichols dabei zunehmend sein durch Arbeiten wie DIE REIFEPRÜFUNG oder SILKWOOD manifestiertes Talent. Noch heute bleibt beim Gedanken an seine letzte Kinoregie nur resigniertes Kopfschütteln: GOOD VIBRATIONS - SEX VOM ANDERN STERN. Nun also HAUTNAH, dessen erschreckende Altherrenart sich schon halbherzig kaschiert im Titel ankündigt.
Eine Vierecksgeschichte soll erzählt werden, über Anna, die Fotografin, Larry, den Dermatologen, Alice, die Stripperin und schließlich Dan, den Nachrufe verfassenden Journalisten. Die Vier finden auf nun auch nicht wieder so ungewöhnlichen Wegen zueinander, gehen abwechselnd miteinander Affären ein, um am Ende so schlau wie zuvor zu sein. So geht’s auch dem Betrachter dieses in todschicken Kulissen abgefilmten Theaterstücks. Scheinbar will Mike Nichols auf Grund seiner Wurzeln europäisch erzählen. Erschrocken fragt sich der hiesige Kinogänger: Sind wir wirklich so ätzend???
Da öden sich Menschen an, die einander angeblich lieben, da zirkeln verkrachte Existenzen einzig und allein um ihre Kleinbürgeranimositäten, da wird in einer vulgären Kraftsprache mit derartiger Vehemenz debattiert, daß man den nächsten blutigen Bauernkrieg befürchtet. Doch Nichols erzählt von kultivierten Großstädtern. Die sich langweilen, die zu viel Geld haben, die viel Lärm verursachen, aber nichts zu sagen haben. Menschen, die nein sagen, wenn sie ja meinen, die ja sagen, wenn sie eventuell nein meinen, und wieder andersrum, und die vor allem dann sehr viel reden, wenn man besser die Klappe hält.
Nur in ganz wenigen Momenten erfüllt so ein schwer greifbarer Zauber die Leinwand. Da scheint das klapprige Geschichtsskelett egal, da pfeift man auf die gestelzte Sprache, da schert man sich keinen Deut um die Sinnlosigkeit im Tun dieser irgendwie eiskalten Figuren: dann schaut man stumm und offenen Mundes, da läßt man sich fallen, dann fühlt man sich wohl, da ist man im Kino. In diesen Momenten taucht Julia Roberts auf. Eine Lichtgestalt in einem verquasten Lichtspiel.
[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.