Originaltitel: HAO JILE
China 2017, 77 min
FSK 12
Verleih: Grandfilm
Genre: Animation, Action, Krimi
Regie: Liu Jian
Kinostart: 07.02.19
Nachts am Rande einer Stadt in Südchina wechselt eine Tasche mit einer Million Yuan (entspricht ungefähr 130.000 Euro) mehrmals den Besitzer. Der Ursprung des Geldes liegt buchstäblich im Dunklen, ist es doch für den lokalen Gangsterboß Onkel Liu bestimmt. Der läßt selbst alte Jugendfreunde foltern, wenn sie es wagen, sich mit seiner Ehefrau einzulassen, und schwingt dabei überdies philosophisch verbrämte Reden. Das hält den jungen Xiao Zhang nicht davon ab, die Geldtasche einem Kurier abzunehmen, um damit eine erneute Schönheitsoperation für seine Verlobte zu finanzieren, die sich seit einer verpfuschten OP nicht mehr aus ihrem Zimmer traut. Doch lange bleibt sie nicht in seinem Besitz, denn bald sind ihm ein alternder Erfinder mit Röntgenbrille, ein stolzer Auftragskiller mit einem Metzgermesser und diverse andere Gestalten auf den Fersen.
Einen schönen Tag wünscht hier eigentlich niemand dem anderen, überhaupt sind die zwischenmenschlichen Umgangsformen überwiegend roh, Solidaritätsbekundungen bleiben die Ausnahme. Der Mensch ist des Menschen Wolf, in der Stadt noch mehr als auf dem Land, das vor wenigen Jahren noch anstelle der Hochhäuser existierte. Am Ende frißt der Raubtierkapitalismus die meisten: willkommen in China. Es bleibt die Gier nach dem Geld, das den einzigen, erstrebenswerten Lebensinhalt darstellt. Man braucht es sogar für den Traum vom maoistischen Shangri-La, der in Gestalt eines schrägen Songs ganz unvermittelt aus zwei Figuren herausbricht.
HAVE A NICE DAY vom chinesischen Maler und Animationsfilmer Liu Jian ist eine in gemächlichem Tempo erzählte Sozialstudie im Gewand einer Gangstergroteske. Doch das Lachen will trotz der absurden Situationen und abgefuckten Typen nicht recht aus dem Hals heraus. Ihrer ausgestellten Coolness ist nicht zu trauen, im Grunde scheinen sie tieftraurig. Die einfachen, comic-haften Zeichnungen verstärken diese Desillusionierung noch. Dagegen wirken die immer wiederkehrenden, melancholischen Tableaus der nächtlichen Stadtlandschaft fast tröstlich.
Am Ende bleiben die Worte des gefolterten Malers in der Auslegung von Onkel Liu haften: „Die Welt gehört den Wahnsinnigen und den Idioten. Die Wahnsinnigen stürmen drauflos und ernten Geld und Ruhm. Die Idioten sind vergnügt und zufrieden mit dem, was sie haben.“ Und Mao lächelt von den roten Geldscheinen milde herab auf die menschliche Szenerie.
[ Dörthe Gromes ]