• Meinungen

Heaven

Kinopoem von fesselnder Stille

Akribisch vorbereitet und doch geht alles schief. Philippa will einen verhaßten Drogendealer eliminieren, der das Leben ihres Mannes und die Zukunft ihrer Schüler auf dem Gewissen hat. Doch die Bombe tötet vier unschuldige Menschen, Philippa wird widerstandslos verhaftet.

Sie ist verzweifelt, niemand glaubt ihr, und die Polizei scheint in diesen Fall korrupt verwickelt. Einzig der junge Polizist Filippo schenkt ihr Glauben, verhilft der jungen Frau zur Flucht, denn er ahnt: sie sind für einander bestimmt. Für den Moment oder eben für die Ewigkeit ...

Tom Tykwer hat sich nach dem überfrachteten DER KRIEGER UND DIE KAISERIN an ein Drehbuch von Krzysztof Kieslowski gewagt und macht dem zu früh gestorbenen Meister wahrlich keine Schande. Mit fesselnder Stille und ohne alberne Mätzchen konstruiert Tykwer das fehlgeschlagene Attentat und erreicht durch strenge inszenatorische Disziplin beunruhigende und nervenaufreibende Spannung, die Kieslowski zuletzt in seinen Spätwerken wie der Farben-Trilogie gelang. Tykwer läßt den Liebenden Zeit, verdonnert sie großartig unzeitgemäß nicht zur infantilen Dauerquasselei und hat dem europäischen Film damit eines der schönsten Kinopoeme geschenkt. Die malerische Kulisse ist nie bloßer Effekt, sondern legitimes Mittel zum Erzählen des Märchens um eine aussichtslose Liebe.

Tom Tykwer bewies auch bei der Besetzung seines bedrohlich ruhenden Meisterwerkes ein glückliches Händchen. Niemand spiegelt derzeit besser die Zerbrochenheit vom Leben gepeinigter Frauen wieder als die australische Kinoelfe Cate Blanchett, und mit Giovanni Ribisi ist ein idealer Gegenpart jenseits aller überholten Postkartenschönlinge gefunden.

HEAVEN ist viel mehr als "nur" sensibel inszenierter Liebesthriller, er gibt dem Kino das zurück, was verloren schien: Mut zum Gefühl, zur Größe und zur Begierde, Träume zu bewahren. Schon dafür sollte man Tom Tykwer danken, für einen außergewöhnlichen Film ohnehin.

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.