Originaltitel: HECTOR AND THE SEARCH FOR HAPPINESS

Kanada/D/F 2014, 120 min
FSK 12
Verleih: Wild Bunch

Genre: Literaturverfilmung, Komödie

Darsteller: Simon Pegg, Rosamunde Pike, Toni Collette, Veronica Ferres

Regie: Peter Chelsom

Kinostart: 14.08.14

1 Bewertung

Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück

Fernweh durch den perfekten Sommerfilm

„Das ganze Unglück der Menschen rührt daher, daß sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen“, sagt Blaise Pascal. Keine Lektüre, die in Hectors Universum eine Rolle spielen dürfte. Denn der Londoner Psychiater, der bisher eigentlich ganz glücklich schien mit seinem geordneten Leben zwischen Therapiesitzungen und Freundin (die wieder mal bezaubernde Rosamunde Pike), kommt ins Grübeln, als ihm eine esoterisch angehauchte Patientin (die wieder mal alle Geduld strapazierende Veronica Ferres) eine große Reise prophezeit. Plötzlich treibt sie Hector um, die Frage nach dem Glück. Und somit ja nach dem Lebenssinn. Und er grübelt über versäumte Momente, vielleicht falsche Abzweigungen auf seiner Lebensbahn und mögliche Rückwege ins Richtige. Also ins Glück. Und Hector bricht auf zu der prophezeiten Reise, die eine um die Welt wird.

Und wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen, und genau das macht dann halt dieser Film nach dem Bestseller von Francois Lelord. Und natürlich droht dabei ein erzählerisches Glückskeksgebäck, das allemal überzuckert am Gaumen klebt und klumpt. Und auch Regisseur Peter Chelsom kann das nicht immer vermeiden, aber doch meistens. Was sich nicht zuletzt Hector-Darsteller Simon Pegg verdankt, der eben auch in den emotionalen Momenten eine innere Distanz in jungenhafter Ironie zum Geschehen mitschwingen läßt. Und genau das löst dann eben etwaige Klumpen flugs wieder auf. HECTORS REISE ist auch deshalb ein perfekter Sommerfilm. Und weil er, an exotische Orte führend, Reiselust und Fernweh kitzelt und eine Unzahl Episoden reiht, die ausgewogen zwischen amüsant und nachdenklich changieren. Hectors dabei gesammelte Erkenntnisse und Weisheiten für den küchenpsychologischen Hausgebrauch mögen ob ihrer Allgemeinplatzaura die einen zwar nerven, die anderen aber vielleicht tatsächlich auf Wegstrecken etwaigen Glücks schicken.

Und mag auch die Vorstellung eher schrecken, daß jetzt, von Buch und Film inspiriert, saturierte Mittelständler aus der westlichen Hemisphäre ihre Midlife-Crisis zunehmend mit Weltreisen bewältigen könnten, bleibt den in Ermangelung besagter Krise oder entsprechender Finanzen zum Daheimbleiben Verurteilten immer noch die Möglichkeit, etwas Pascal zu lesen. Oder einfach ins Kino zu gehen.

[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.