D 2015, 90 min
FSK 12
Verleih: X Verleih
Genre: Satire
Darsteller: Benno Fürmann, Jacob Matschenz, Hanns Zischler, Michael Gwisdek
Regie: Dietrich Brüggemann
Kinostart: 16.07.15
Prittwitz heißt das Kaff in der brandenburgischen Provinz, und es ist eins, wie könnte es anders sein, in dem sich Hase und Igel gern mit einem zackigen „Heil Hitler!“ eine gute Nacht wünschen. Anders gesagt: Für jemanden wie Sebastian Klein ist Prittwitz der denkbar ungünstigste Ort, denn Sebastian ist nicht nur ein bekannter, sondern zudem auch noch ein afrodeutscher Autor. Just nach Prittwitz führt den nun eine Lesung. Die freilich nicht stattfinden wird, weil ihm schon bei der Ankunft im Ort prompt von einschlägig engagierten Volksgenossen der Baseballschläger über den Schädel gebraten wird. Ein ja gewissermaßen normaler Vorgang (in der brandenburgischen Provinz), der allerdings in HEIL noch Folgen hat, die alles andere als normal sind. So wie es sich gehört für eine Satire, deren Stilprinzip ja die Überspitzung ist.
Genau daran nun versucht sich Dietrich Brüggemann mit seinem neuen Film HEIL Das allerdings derart plump, daß genau die Spitze, die ja eigentlich spöttisch-sarkastisch pieksen soll, beim Überspitzen so gründlich wegbricht, daß in diesem Film mehr Witz als im Wort „Prittwitz“ fortan bald kaum noch zu finden ist. Im Refugium des ortsansässigen Obernazis Sven erwacht da Sebastian nach erwähntem Schlag, durch den Sebastian nicht nur sein Gedächtnis verlor, sondern kindlich frohgemut alles nachplappert, was man ihm sagt. Womit Sven wiederum auf eine zündende PR-Idee für die deutsche Sache kommt: Bald gibt Sebastian selbst in renommierten Talkshows ausländerfeindliche Parolen zum Besten. Ein Schwarzer, der gegen Integration wettert. Es ist nur ein Teil von Svens ehrgeizigen Plänen, zu denen ein Einmarsch in Polen ebenso zählt, wie der Gewinn des Herzens von Nazibraut Doreen.
Und wäre zum Beispiel nur das der Hauptstrang, auf den sich HEIL konzentrieren würde, der Film hätte vielleicht eine Satire der Seitenhiebe werden können. Nur entschied Brüggemann sich statt für gezielte Seitenhiebe lieber für den grobgroßen Rundumschlag. Und haut ziemlich oft daneben. Verfassungsschutzdeppen, selbstgefällige Linksaktivisten, ein resignierter Polizist und ein ehrgeiziger Journalist, Sebastians schwangere Freundin und seine Ex, Naziknallchargen verschiedenster Couleur oder schwätzende Soziologen quetschen sich bald derart in die Handlung, daß die gehörig zu röcheln beginnt.
Es ist, ganz kurz gesagt, die humoristische Schnappatmung sehr deutschen Zuschnitts, die sich in HEIL diagnostizieren läßt. Kein Grund zur Sorge: im hiesigen Komödienkino eine ganz normale Sache.
[ Steffen Georgi ] Steffen mag unangefochten seit frühen Kindertagen amerikanische (also echte) Western, das „reine“ Kino eines Anthony Mann, Howard Hawks und John Ford, dessen THE SEARCHERS nicht nur der schönste Western, sondern für ihn vielleicht der schönste Film überhaupt ist. Steffen meint: Die stete Euphorie, etwa bei Melville, Godard, Antonioni oder Cassavetes, Scorsese, Eastwood, Mallick oder Takeshi Kitano, Johnny To, Hou Hsia Hsien ... konnte die alten staubigen Männer nie wirklich aus dem Sattel hauen.