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Heimspiel

Doku über "Berliner Eisbären"

Aus tausenden von Kehlen stürmt sie, die Hymne des EHC Eisbären Berlin, dem einzigen Ostklub der deutschen Eishockeyliga. Mittlerweile werden die Geschicke des traditionsreichen Vereins durch westdeutsche Hand gelenkt. Das war nach dem Zusammenbruch der ostdeutschen Sportkultur und deren Finanzierung zwingend. Dennoch ist die Identifikation der Fans mit ihrem Verein mittlerweile grenzenlos, denn auch die Anzahl der wirklich (ost)deutschen Spieler hält sich sehr knapp. Ein großer Teil der gepolsterten Bären kommt gar aus Amerika.

Mehrfach in der Woche reisen die Fans ihrem Verein hinterher. Erstaunlich auch die Bereitsschaft, das finanziell zu bewältigen, denn viele unter ihnen sind arbeitslos. Die Dynamik der Fans, die Verbundenheit untereinander, lenkt auch von persönlichen Problemen ab. Pepe Danquart hatte viel vor: er wollte mehr als eine weitere Sportdoku abliefern, die schillernde Ausnahmebegeisterung der Eisbären-Fans bebildern und auch die politische Brisanz des Vereins von damals und heute betonen. Leider verhebt er sich. Viel zu sehr konzentriert sich Danquart, der für seinen Kurzfilm SCHWARZFAHRER mit dem OSCAR ausgezeichnet wurde, auf den formalen Aspekt seines Films. Nahezu werbeästhetisch klebt die Kamera an den Kufen der toughen Jungs, spielt der Zeitraffer bei der Gier nach Kinobildern verrückt und Stakkato-Schnitte treiben zu schnell in den inhaltlichen Leerlauf. Warum läßt sich Danquart nicht mehr Zeit und fokussiert das Erzählenswerte? Hochinteressant, was einige ältere, dem Verein Verbundene zu berichten hätten, gerade über ihre persönliche Erfahrung in Gesprächen mit den DDR-Obersten. Denn die Eisbären waren ein von Mielke persönlich beeinflußtes Politikum. Die Kommmentatoren werden weder richtig vorgestellt, geschweige denn, daß sie sich ausführlich äußern können.

Schade auch, daß die Darstellung des Ost/Westkonflikts unter den Fans nur oberflächlich in Form von Kneipengesprächen in Szene gebracht wird. Danquart hätte weniger wollen sollen.

D 1999, 90 min
Verleih: Senator

Genre: Dokumentation, Sport

Regie: Pepe Danquart

Kinostart: 24.02.00

[ Michael Eckhardt ] Michael mag Filme, denen man das schlagende Herz seiner Macher auch ansieht. Daher sind unter den Filmemachern seine Favoriten Pedro Almodóvar, Xavier Dolan, François Ozon, Patrice Leconte, Luis Buñuel, John Waters, François Truffaut, Pier Paolo Pasolini, Ingmar Bergman. Er mag aber auch Woody Allen, Michael Haneke, Hans Christian Schmid, Larry Clark, Gus Van Sant, Andreas Dresen, Tim Burton und Claude Chabrol ...
Bei den Darstellern stehen ganz weit oben in Michaels Gunst: Romy Schneider, Julianne Moore, Penélope Cruz, Gerard Depardieu, Kate Winslet, Jean Gabin, Valeria Bruni-Tedeschi, Vincent Cassel, Margherita Buy, Catherine Deneuve, Isabelle Huppert ...
Eine große Leidenschaft hat Michael außerdem und ganz allgemein für den französischen Film.