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Heiraten für Fortgeschrittene

Trau’ Dich, Andie!

Kate ist in den Vierzigern, attraktiv, Schuldirektorin in einer mittelenglischen Kleinstadt, Single, kriegt Kulleraugen, wenn sie im Supermarkt an Babynahrung vorbeigeht und hätte im Leben nicht geglaubt, was da eines Tages nach einem Trauergottesdienst im Friedhofsdickicht geschieht. Der neue Organist mit Krokoboots und Fingern, die eine Trauergemeinde spielend zum Weinen bringen können, vernascht sie, daß die Grabsteine wackeln. Dieser Jed ist ein Ex-Schüler von Kate, zwanzig Jahre jünger, lächelt wie James Dean - und hat ein Vorstrafenregister. Die hundertprozentige Fehlbesetzung als Ehemann - meinen jedenfalls Kates ehegeschädigte Freundinnen und ergreifen fiese Gegenmaßnahmen. Nicht ohne Folgen ...

HEIRATEN FÜR FORTGESCHRITTENE hat den unverkennbaren Stallduft der erfolgreichen englischen Kinokomödien der 90er. Wieder gibt es ein liebenswertes Provinznest und dazu eine Provinzposse mit vertrautem Personal: einen innigen Freundeskreis, eine scharfzüngige Champagnerschwenkerin, konservative Bedenkenträger, einen jungen Wilden. Nur der notorische englische Komödientrottel fehlt diesmal.

Die Dialoge sind gut, die Inszenierung routiniert, gegen Ende fällt das Ganze etwas ab. Doch zu Beginn ist es so, als ob Andie MacDowell mit Hugh Grant Schluß gemacht hätte und in einem der Hochzeits-Dörfer aus VIER HOCHZEITEN UND EIN TODESFALL hängengeblieben wäre. Doch die Zeit ist trotz allem nicht stehengeblieben. Acht Jahre später läßt Regie-Neuling John McKay seinen Star MacDowell routiniert den Baby-Blues und den Eiertanz um die Midlife-Crisis spielen. Zum ersten Mal stakst Andie MacDowell dabei grau und altjüngferlich durchs Bild, könnte der Film-Lover ihr Sohn sein.

Trau« Dich, Andie! Dieser Kerl kann auf den Händen rückwärts (!) laufen und dabei Sachen sagen wie "Ich freue mich total drauf, mit Dir alt zu werden".

[ Christian Seichter ]